Technikern gelingt es nicht, den Riss im japanischen Unglücksmeiler zu stopfen
Tokio. Aus den Ruinen des japanischen AKW Fukushima strömt weiter ungehindert verstrahltes Wasser in den Pazifik. Wo sich das Leck befinde, sei immer noch nicht klar, räumten die Atomaufsichtsbehörde und die Betreiberfirma Tepco gestern ein. Zudem gelinge es nicht, Risse in einem Betonschacht am Reaktor 2 zu schließen. Zur gleichen Zeit ließen die Techniker Tausende Tonnen schwach radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer, um Platz für stark verstrahltes Löschwasser in dem Kraftwerk zu schaffen.
"Wir haben versucht, Sägespäne, Zeitungen und Beton in den Schacht zu füllen, doch scheint die Mischung die Risse nicht zu schließen", sagte der Vizechef der Atomsicherheitsbehörde, Hidehiko Nishiyama. "Wir wissen auch nicht, wie das stark radioaktiv belastete Wasser aus dem Reaktor 2 gelangt." Nach wie vor gelingt es den Technikern nicht, die nach dem Erdbeben ausgefallenen Kühlpumpen im AKW wieder in Gang zu setzen. Solange sie außer Betrieb bleiben, muss das Kraftwerk von außen mit Wasser gekühlt werden. Dadurch wird immer mehr Wasser verstrahlt, muss herausgepumpt und sicher gelagert oder ins Meer abgelassen werden. Seit dem Unglück am 11. März, in dessen Folge es zumindest teilweise zu einer Kernschmelze kam, sind 60 000 Tonnen dieses Wassers angefallen. Bis Freitag sollen mehr als 11 000 Tonnen ins Meer gepumpt werden. Im Pazifik wurde in AKW-Nähe radioaktives Jod gemessen, das 4800-mal über dem zulässigen Grenzwert lag. Südlich von Fukushima wiesen Medienberichten zufolge Jungfische erhöhte Cäsium-Werte auf.
Japans Regierung erwog derweil nach eigenen Angaben, nach Frankreich und den USA auch Russland um Hilfe zu bitten. Konkret geht es um eine schwimmende Dekontaminierungsfabrik, die sonst zur Verschrottung russischer U-Boote eingesetzt wird. Dort werden hoch radioaktive Flüssigkeiten mit Chemikalien behandelt und in Zementform gelagert. Tepco hat zudem angekündigt, riesige Tanks zur Aufnahme verstrahlten Meerwassers zu bauen.
Das Unternehmen sieht sich riesigen Schadenersatzforderungen ausgesetzt. Erst müsse aber das Ausmaß der Schäden geschätzt werden, teilte Tepco mit. Dennoch begann die Firma damit, als Zeichen des Mitgefühls von der Katastrophe betroffenen Städten Geld anzubieten. Seit dem Beben büßte die Firmen-Aktie bereits mehr als 80 Prozent ihres Wertes ein.