Nach den Bombenangriffen auf die Stadt Misrata fordert die UNO sofortigen Zugang zu Verletzten und Opfern. Die Lage sei “beunruhigend“
Hamburg. Sonntag, 6. März
23.02 Uhr Die UNO hat von Libyens Machthaber Muammar el Gaddafi den sofortigen Zugang zu den Opfern von Bombenangriffen in der Stadt Misrata verlangt. „Die Hilfsorganisationen brauchen jetzt einen Not-Zugang“, hieß es am Sonntag in einer in New York veröffentlichten Erklärung der UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos. In der Stadt 150 Kilometer östlich der libyschen Hauptstadt Tripolis gebe es Menschen, die „verletzt sind und im Sterben liegen und sofort Hilfe brauchen“. „Ich rufe die Behörde auf, den Zugang ohne Aufschub zu erlauben, um es den Helfern zu ermöglichen, Leben zu retten“, fügte Amos hinzu. Sie sei „sehr beunruhigt“ über die aktuellen Geschehnisse im Westen Libyens.
19.11 Uhr Ein von Aufständischen in Libyen festgehaltenes Diplomatenteam aus Großbritannien ist laut einem Bericht der BBC wieder frei. Die Männer hätten die Stadt Bengasi am Sonntagmachmittag verlassen, berichtete die BBC. Demnach handelt es sich offenbar unter anderem um sechs Soldaten einer Spezialeinheit, die Diplomaten begleiteten. Nach Angaben von Verteidigungsminister Liam Fox sollte das Team im Osten Libyens Kontakt zu Regimegegnern aufnehmen.
17.53 Uhr Der Vorsitzende der sozialistischen Fraktion im Europaparlament, Martin Schulz (SPD), hat das Verhalten einzelner EU-Staaten in der Libyen-Krise scharf kritisiert. „Ich habe es satt, dass immer ’die EU’ angegriffen wird. Der Skandal ist doch die ewige Taktiererei der Mitgliedstaaten“, sagte Schulz in einem Interview mit „Spiegel Online“ vom Sonntag. Die Rücksicht auf historische Erfahrungen, etwa im Falle Frankreichs oder Großbritanniens, verhindere eine einheitliche europäische Linie zum Aufstand gegen Libyens Machthaber Muammar el Gaddafi. Die Haltung der Bundesrepublik kritisierte Schulz ebenfalls. „Unser Spiel ist auch nicht besser: Der deutsche Außenminister (Guido Westerwelle) feiert die Revolution und die Bundeskanzlerin (Angela Merkel) erklärt: Bitte keine Flüchtlinge.“ „Glaubwürdig ist daran gar nichts“, fügte der Europaparlamentarier hinzu.
17.46 Uhr Rund eine Tonne medizinischer Hilfsgüter hat die Duisburger Organisation „International Search and Rescue (ISAR)“ für Flüchtlinge aus Libyen an ein Lager in Tunesien übergeben. Es handele sich um ein sogenanntes „Emergency Kit“, das neben Antibiotika auch Verbandsmaterial enthalte, heißt es in einer Mitteilung der gemeinnützigen Organisation, die auch internationale Hilfe nach Naturkatastrophen leistet. Zudem wurden Desinfektionsmittel und Entkeimungstabletten für Wasser geliefert. Fünf Helfer sind für ISAR in Tunesien vor Ort.
17.18 Uhr Mit Panzerfeuer, Luftangriffen und Propaganda haben die Anhänger von Libyens Machthaber Muammar el Gaddafi die Aufständischen zurückzudrängen versucht. Das Staatsfernsehen meldete am Sonntag die Rückeroberung der drei Städte Ras Lanuf, Tobruk und Misrata, was die Aufständischen umgehend dementierten. Die internationale Gemeinschaft verstärkte ihre Bemühungen, Flüchtlinge aus Libyen in ihre Heimat zu bringen. Der Gaddafi-treue Fernsehsender El Libya meldete, Ras Lanuf sowie Misrata im Westen und Tobruk im Osten seien unter Kontrolle der Regierung, und ihre Truppen rückten nun auf Bengasi vor. Mehrere Rebellenvertreter in Ras Lanuf und Tobruk bestritten eine Rückeroberung durch Gaddafis Truppen.
15.45 Uhr: Regierungstruppen in Libyen haben nach Augenzeugenberichten bei ihrer Offensive gegen Aufständische eine neue Front eröffnet. Einheiten des Machthabers Muammar al-Gaddafi beschossen demnach die Innenstadt von Misrata mit Mörsergranaten und Panzerartillerie. Misrata liegt rund 200 Kilometer östlich der Hauptstadt Tripolis und wird als eine von nur zwei Städten im Westen des Landes von Aufständischen kontrolliert.
14.25 Uhr: Die Lage an den Brennpunkten Libyens wird immer unübersichtlicher: Während in Tripolis Anhänger von Staatschef Muammar al-Gaddafi am Sonntag den vermeintlichen Sieg über die Aufständischen in zahlreichen Städten des Landes feiern, werden diese Berichte von der Gegenseite umgehend dementiert. Diplomaten aus Großbritannien führten im Osten Libyens erstmals Gespräche mit den Rebellen. Gaddafi forderte unterdessen eine "Untersuchung“ des Aufstands durch eine Kommission der Vereinten Nationen oder der Afrikanischen Union.
13.20 Uhr: Papst Benedikt XVI. hat am Sonntag seine Besorgnis über die Lage in Libyen ausgedrückt. Er bete für die Opfer und jene, die sich dort in Bedrängnis befänden, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche in Rom.
11.30 Uhr: Die Aufständischen in Libyen halten nach eigener Darstellung weiterhin das Zentrum der nahe Tripolis gelegenen Stadt Sawija. Ein Angriff Gaddafi-treuer Kräfte sei zurückgeschlagen worden, sagte ein Sprecher.
10.02 Uhr: Gaddafis Truppen haben nach Darstellung von Rebellen am Sonntag die Stadt Bin Dschawad im Osten des Landes angegriffen. Die Stadt am Mittelmeer war zuvor in die Hände in die Hände der Aufständischen gefallen.
8.05 Uhr: In der libyschen Hauptstadt Tripolis hat es am Sonntagmorgen heftige Feuergefechte gegeben. Dies berichtete ein AFP-Korrespondent aus einem Hotel nahe der Altstadt. Wo die Schießereien genau stattfanden, war zunächst unklar. In Tripolis, das unter der Kontrolle von Anhängern des Machthabers Muammar al-Gaddafi ist, war es bislang relativ ruhig gewesen.
6.30 Uhr: China hat 35.860 seiner aus Libyen geflohenen Staatsbürger nach Hause geholt. In fast 140 Flügen sowie mit Fracht- und Passagierschiffen, Fähren und Bussen wurden die Chinesen aus dem von Unruhen erschütterten nordafrikanischen Land in Sicherheit und dann nach China gebracht, berichteten staatliche Medien am Sonntag.
0.27 Uhr Drei Schiffe der deutschen Marine sind in der Nacht zum Sonntag mit über 400 Libyen-Flüchtlingen an Bord von Tunesien aus in Richtung Ägypten aufgebrochen. Wie das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam mitteilte, verließen die Fregatten „Brandenburg“ und „Rheinland-Pfalz“ sowie der Einsatzgruppenversorger „Berlin“ den tunesischen Mittelmeer-Hafen Gabes und nahmen Kurs auf die ägyptische Hafenstadt Alexandria. Bis zum späten Samstagabend hatten die drei deutschen Kriegsschiffe insgesamt 412 ägyptische Gastarbeiter, die vor den bürgerkriegsähnlichen Kämpfen aus Libyen nach Tunesien geflohen waren, an Bord genommen. Die Fahrt über das Mittelmeer soll rund 67 Stunden dauern. Der Bundeswehreinsatz ist Teil einer internationalen Hilfsaktion zur Bewältigung der Flüchtlingsströme in die libyschen Nachbarländer.
Sonnabend, 5. März
21.37 Uhr Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hat weitere Sanktionen gegen die libysche Führung um Machthaber Muammar el Gaddafi gefordert. „Was in Libyen geschieht, erfüllt mich mit größter Sorge“, sagte Westerwelle der „Welt am Sonntag“. Der UN-Sicherheitsrat müsse sich erneut mit der Lage in dem nordafrikanischen Land befassen. „Gezielte Sanktionen sind notwendig gegen diejenigen, die für die Verbrechen gegen das libysche Volk verantwortlich sind“, sagte der Außenminister.Die UN-Sanktionen, die bisher beschlossen worden seien, reichen nach Westerwelles Einschätzung nicht aus. „Die Geldflüsse müssen unterbunden werden“, forderte er. „Klar ist: Das Handeln der internationalen Gemeinschaft muss durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen autorisiert werden.“ Zudem werde nichts ohne die Zustimmung von Libyens Nachbarn möglich sein.
20.26 Uhr In der libyschen Küstenstadt Sawija haben sich Aufständische erbitterte Kämpfe mit Soldaten des Machthabers Muammar Gaddafi geliefert und dabei zwei Angriffe abgewehrt. Die Gaddafi-treuen Truppen setzen Panzer und Artilleriegeschosse nach Angaben von Anwohnern auch gegen Zivilisten ein. „Sie haben Gebäude mit Raketen beschossen“, sagte ein Sprecher der Rebellen. Einem Arzt zufolge kamen am Samstag mindestens 30 Menschen ums Leben, die meisten von ihnen Zivilisten. Bei den zweitägigen Kämpfen starben demnach mindestens 60 Menschen. Auf dem Pflaster der rund 50 Kilometer westlich von Tripolis gelegenen Stadt war Blut zu sehen, leere Patronenhülsen lagen über einen zentralen Platz verstreut. Für die Nacht auf Sonntag wurden neue Angriffe der Regierungssoldaten erwartet.
19.42 Uhr Der von Aufständischen in Libyen gebildete Nationalrat hat am Samstag die internationale Gemeinschaft aufgefordert, eine Flugverbotszone über dem Land einzurichten. Staatschef Muammar al-Gaddafi solle auf diese Weise daran gehindert werden, „sein eigenes Volk zu bombardieren“, verlautete aus Kreisen der Aufständischen in der östlichen Metropole Bengasi. Ein Eingreifen ausländischer Truppen auf libyschem Boden werde hingegen strikt abgelehnt. Dem Nationalrat gehören 31 Komitees aus „befreiten“ Städten an. Das Gremium tagte am Samstag erstmals an einem geheimen Ort in Bengasi.
19.18 Uhr Der von Gegnern von Libyens Machthaber Muammar el Gaddafi gegründete Nationalrat hat sich zum alleinigen legitimen Vertreter des libyschen Volkes erklärt. Der Rat sei der „einzige Repräsentant Libyens“, erklärte der Vorsitzende des Nationalrates, Ex-Justizminister Mustafa Abdel Dschalil, am Samstag nach der ersten Zusammenkunft des Gremiums in Bengasi. Alle libyschen diplomatischen Vertreter im Ausland, die die Erhebung gegen Gaddafi unterstützten, seien die „legitimen Vertreter“ des Nationalrates. Dschalil hatte sich in den ersten Tagen der Revolte gegen Gaddafi der Opposition angeschlossen. Den Ort seiner Zusammenkunft hatte der Nationalrat vorab aus Sicherheitsgründen nicht bekannt gegeben.
18.53 Uhr Rebellen im Osten Libyens haben am Samstag nach eigener Darstellung ein Kampfflugzeug der Luftwaffe des Landes abgeschossen. Das Flugzeug sei bei Ras Lanuf getroffen worden, sagte ein Kämpfer der Rebellen. Einem Reuters-Reporter wurde ein abgeschossenes Flugzeug gezeigt. Den Piloten sei der Kopf zum Teil abgerissen worden. Aufständische hatten am Vortag die Stadt eingenommen. Flugzeuge und Hubschrauber von Machthaber Muammar Gaddafi überflogen seither wiederholt Stellungen der Rebellen. Diese beschossen die Flugzeuge.
17.42 Uhr Gegner von Staatschef Muammar al Gaddafi eroberten den Ölhafen Ras Lanuf, in der Stadt Sawija konnten Regierungstruppen Stellungen der Protestbewegung durchbrechen. Beobachter befürchteten, dass die Kämpfe noch Wochen oder Monate andauern und das Land in einen Bürgerkrieg abgleiten könnte. Augenzeugen berichteten am Samstag, Ras Lanuf sei nach schweren Gefechten am Freitagabend von den Aufständischen eingenommen worden. Die Stadt liegt 140 Kilometer östlich von Sirte, einer Hochburg der Anhänger Gaddafis. Der Kampf wendete sich zugunsten der Aufständischen, als sich ihnen die Einwohner diesen anschlossen, wie einer der Kämpfer erklärte. Zwölf Aufständische seien ums Leben gekommen, sagte Ahmed al Saui. Nach Krankenhausangaben wurden dagegen fünf Kämpfer getötet und 31 verletzt.
15.47 Uhr: Mehr als 150 ägyptische Flüchtlinge aus Libyen sind am Nachmittag an der tunesischen Küste von deutschen Schiffen aufgenommen worden. In der tunesischen Hafenstadt Gabes seien drei Busse mit Ägyptern angekommen, sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos. Im Hafen liegt die deutsche Fregatte „Rheinland-Pfalz“. Eine weitere Fregatte und ein Einsatzgruppenversorger liegen vor Gabes vor Anker. Sobald die Flüchtlinge auf die Schiffe verteilt seien, soll der Verband der deutschen Marine Kurs auf die ägyptische Hafenstadt Alexandria nehmen. Die Reise dauert drei Tage. Die Hilfsaktion wird vom UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) koordiniert.
14.35 Uhr: Trotz internationaler Sanktionen verfügt die libysche Führung um Machthaber Muammar el Gaddafi einem Bericht zufolge nach wie vor über Millionen-Einnahmen aus Ölexporten. Die britische „Financial Times“ berichtete am Samstag unter Berufung auf einen westlichen Vertreter und mehrere Händler, dass die Zahlungen für ausgeführtes Öl ungeachtet der Krise weiter zur libyschen Zentralbank gelangten und so vermutlich auch von Gaddafi kontrolliert würden. Libyen ist der viertgrößte Ölproduzent Afrikas. In der letzten Februarwoche, in der die Unruhen in Libyen begannen, exportierte das nordafrikanische Land dem Bericht zufolge täglich 570.000 Barrel Öl. In der vergangenen Woche seien 400.000 Barrel Öl verschifft worden. Mit dem Ölexport der vergangenen zwei Wochen habe Libyen umgerechnet 550 Millionen Euro Umsatz gemacht. Die Exporte gingen nun zwar zurück. Chinesische oder indische Firmen würden aber weiterhin libysches Öl kaufen.
12.02 Uhr: Nach den heftigen Kämpfen am frühen Morgen haben sich die Truppen des libyschen Staatschefs Muammar al-Gaddafi wieder aus dem Inneren der Stadt Al-Sawija zurückgezogen. Aufständische in der Stadt 50 Kilometer westlich von Tripolis hätten die Angreifer, die auch Panzer und Artillerie einsetzten, zurückgeschlagen, berichtete ein Augenzeuge dem arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira. Eine große Menschenmenge habe sich indes auf dem zentralen Märtyrerplatz versammelt, um den Erfolg gegen die Gaddafi-Truppen zu feiern. Die Regimetruppen zogen sich in die Außenbezirke zurück, um sich möglicherweise für einen neuen Angriff zu sammeln, sagte der Augenzeuge weiter. Die Kämpfe in den Morgenstunden seien äußerst blutig gewesen. Angaben über Todesopfer lagen zunächst nicht vor. Krankenhausärzte sprachen von 150 bis 250 Verletzten. Heckenschützen der Regimetruppen hätten auch auf Zivilisten geschossen.
11.48 Uhr: China hat auch die letzten seiner noch in Libyen festsitzenden Arbeiter zurück in ihre Heimat gebracht. Ein Flugzeug mit den mehr als 300 Arbeitern traf in Guangzhou in Südchina ein, wie der staatliche Fernsehsender CCTV berichtete. Sie wurden im benachbarten Tunesien abgeholt, wohin viele vor den Unruhen in Libyen geflüchtet waren. Insgesamt arbeiteten schätzungsweise 30.000 Chinesen in Libyen, die meisten in der Bau- und Ölindustrie. Peking entsandte Militärflugzeuge, um sie in die Heimat zu holen.
10.58 Uhr: Bei den Kämpfen um die libysche Hafenstadt Ras Lanuf sind nach Krankenhausangaben mindestens acht Menschen getötet worden. Bei der Gewalt zwischen libyschen Rebellen und Truppen von Machthaber Muammar el Gaddafi seien am Freitag zudem mehr als 20 Menschen verletzt worden, erfuhr die Nachrichtenagentur "AFP" aus Krankenhauskreisen in Adschdabija, wohin zahlreiche Tote und Verletzte gebracht worden waren.
10.22 Uhr: In der westlich von Tripolis gelegenen Stadt Sawija ist es Augenzeugenberichten zufolge am Sonnabend zu Gefechten zwischen Truppen des libyschen Machthabers Muammar al Gaddafi und Regierungsgegnern gekommen. Zuvor hatten die Soldaten Gaddafis Stellungen von Regierungsgegnern in der Stadt Sawija durchbrochen. Die Gaddafi-treuen Kämpfer hätten den Widerstand der Aufständischen mit Mörserbeschuss und Maschinengewehrfeuer überwunden und befänden sich seitdem in der Stadt. Über Teilen Sawijas hänge dichter schwarzer Rauch. Den Berichten zufolge wüteten am Sonnabend mehrere Brände in der Stadt. Zudem hätten Scharfschützen begonnen, das Feuer auf jeden zu eröffnen, der auf die Straße gehe oder seinen Balkon betrete, berichteten die Augenzeugen. Die Rebellen hätten sich weiter in die Stadt zurückgezogen und dort neue Positionen eingenommen. „Wir werden sie auf den Straßen bekämpfen und niemals aufgeben, so lange wie Gaddafi an der Macht bleibt“, sagte ein Regierungsgegner.
9.05 Uhr: Die Rebellen im Osten Libyens dringen nach eigenen Angaben weiter nach Westen vor. Nach der Eroberung der Hafenstadt Ras Lanuf hätten die Gegner von Machthaber Muammar Gaddafi am Sonnabend auch die Kontrolle über die 60 Kilometer entfernte Stadt Bin Dschawad übernommen, teilten Kämpfer der Aufständischen mit. Augenzeugen zufolge sollen einige Rebelleneinheiten sogar noch weiter auf dem Vormarsch sein. Bin Dschawad liegt rund 525 Kilometer westlich der Hauptstadt Tripolis. Der Osten des Landes ist das Zentrum des seit zwei Wochen anhaltenden Volksaufstands gegen Gaddafi.
8.35 Uhr: Die Deutsche Marine hat am Sonnabendmorgen vor der tunesischen Küste mit der Evakuierung von Flüchtlingen begonnen. Zwei Fregatten und ein Einsatzgruppenversorger seien vor der tunesischen Hafenstadt Gabes vor Anker gegangen, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin. Mehrere hundert Flüchtlinge würden nun mit Beibooten auf die Schiffe gebracht, die dann Kurs auf deren Heimatland Ägypten nehmen sollen. Einzelheiten zu der Aktion, die vom UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) koordiniert wird, nannte der Sprecher nicht. In den vergangenen Tagen waren zehntausende Menschen vor den Unruhen in Libyen in das Nachbarland Tunesien geflüchtet. An der Grenze kam es zu chaotischen Zuständen. Nach Ansicht des DRK-Nothelfers Holger Schmidt hat sich die Lage an der libysch-tunesischen Grenze etwas entspannt.
7.55 Uhr: Die Regierung des libyschen Staatschefs Muammar al Gaddafi hat Venezuela mit der Auswahl der Länder für ein „Komitee des Friedens“ beauftragt. Der venezolanische Außenminister Nicolas Maduro sagte am Freitag, er habe eine entsprechende Nachricht von seinem Kollegen erhalten. Darin heiße es, Venezuela solle alle notwendigen Schritte unternehmen, um Mitglieder für das Komitee auszuwählen und ihre Beteiligung an dem Dialog zu koordinieren. Venezuela gilt als enger Verbündeter Libyens. Im vergangenen Jahr unterzeichneten Vertreter beider Länder zahlreiche Abkommen und der venezolanische Präsident Hugo Chavez schenkte Gaddafi eine Kopie des Schwerts von Freiheitskämpfer Simon Bolivar.
6.10 Uhr: Rund 150 Soldaten aus ganz Deutschland werden heute (5. März, 11.00 Uhr) nach ihrem Einsatz zur Evakuierung deutscher und ausländischer Staatsbürger in Libyen wieder in ihr Heimatland zurückkehren. Das Transportflugzeug mit den Soldaten soll am Vormittag auf dem Flugplatz Wunstorf landen. Am vergangenen Wochenende waren 132 Europäer mit Hilfe von „Transall“-Maschinen der Bundeswehr in der Operation „Pegasus“ aus Libyen nach Kreta ausgeflogen worden. Anschließend waren die Soldaten noch in der Region geblieben, um für eventuelle weitere Evakuierungen bereit zu stehen. Die an dem Einsatz beteiligten Soldaten stammen unter anderem aus Kasernen im bayerischen Landsberg am Lech, schleswig-holsteinischen Rendsburg und Seedorf in Niedersachsen.
Schwere Kämpfe um Ölhäfen in Libyen
Von Thomas Frankenfeld
Die bürgerkriegsähnlichen Unruhen in Libyen haben am Freitag weiter an Härte zugenommen. An mehreren Schauplätzen kam es zu blutigen Kämpfen. Die Rebellen meldeten die Einnahme des Flughafens der Ölstadt Ras Lanuf. Besonders heftige Gefechte tobten offenbar um den Ölhafen Brega. Nach Angaben eines "Spiegel"-Reporters vor Ort setzten die Truppen des Machthabers Muammar al-Gaddafi dabei Artillerie ein. Die Aufständischen wehrten sich inmitten eines Sandsturms mit Maschinenkanonen.
Nach Augenzeugenberichten konnten viele Verletzte nicht in Krankenhäuser gebracht werden, da die Truppen des Regimes auf die Krankenwagen geschossen hätten.
Auch in der Hauptstadt Tripolis kam es zu Zwischenfällen. Dort feuerten Sicherheitskräfte Warnschüsse und Tränengasgranaten ab, um eine Demonstration Hunderter Menschen gegen Gaddafi zu zerstreuen. Die Demonstranten waren nach den Freitagsgebeten aus der Murat-Adha-Moschee in Richtung des zentralen Grünen Platzes geströmt und hatten Parolen gegen den "Revolutionsführer" gerufen.
Er sei "der Feind Gottes", hieß es unter anderem. Auf dem Platz, aber nach Augenzeugenberichten auch im Stadtbezirk Tadschura, kam es zu schweren Schlägereien zwischen Anhängern und Gegnern des seit 1969 autoritär herrschenden Despoten. Die Stadt Sawija unweit von Tripolis soll nach Angaben des Staatsfernsehens am Freitag von Regimetruppen zurückerobert worden sein. Offenbar hat es dabei viele Todesopfer gegeben.
Gaddafi, der sich mit einigen seiner Elitebrigaden in einer riesigen Kaserne in Tripolis verschanzt haben soll, hat den Osten des Landes um die zweitgrößte Stadt Bengasi weitgehend verloren. Von Tripolis aus versucht er nun, die Gebiete und Städte zurückzuerobern. Seine Gegner, zu denen übergelaufene Teile der regulären Armee gehören, haben Waffendepots geplündert und sich mit Gewehren und Maschinenwaffen eingedeckt.
Der Diktator hat der regulären Armee stets misstraut - er selber kam 1969 als Offizier durch einen Putsch gegen König Idris Senussi an die Macht.
Gaddafi verlässt sich auf loyale Gardetruppen, die von seinen Söhnen befehligt werden, sowie auf bis zu 30 000 Söldner aus Schwarzafrika. Gegen die Rebellen in Bengasi und anderen Städten setzt Gaddafi die Luftwaffe ein. Sie gilt im Regime als Elitetruppe und hat rund 300 Kampfflugzeuge. Die USA, Großbritannien und die Nato erwägen die Einrichtung einer Flugverbotszone über Libyen. Kampfflugzeuge des Regimes würden dabei abgeschossen werden, bevor sie auf Zivilisten feuern können. Die Pläne sind jedoch umstritten; ein Mandat der Uno dafür gibt es nicht.
Auch am Freitag hatte Gaddafis Luftwaffe eine Kaserne nahe der Stadt Adschdabija angegriffen. Die Stadt gilt als strategisch wichtig, da sie wie ein Knotenpunkt den Westen Libyens mit dem Süden und dem Osten verbindet. Die USA zogen Marineeinheiten auf dem Stützpunkt Souda auf Kreta zusammen. In die Bucht von Souda lief der Hubschrauberträger "USS Kearsage" mit 800 Marineinfanteristen an Bord ein, der sich für Landungsoperationen eignet. Auch das amphibische Landungsschiff "USS Ponce" wurde in Souda erwartet.
Die britische Marine hat ein deutsches Containerschiff mit libyschen Banknoten im Wert von 100 Millionen Pfund (rund 119 Millionen Euro) an Bord gestoppt. Die "Sloman Provider" der Bremer Sloman Neptun Schiffahrts AG sei auf dem Weg nach Libyen abgefangen worden, teilte das Innenministerium in London mit. Die Briten hätten das Schiff, das unter der Flagge von Antigua und Barbuda fährt, ausfindig gemacht, abgefangen und in den Hafen von Harwich geleitet. Die libysche Währung Dinar wird von einer Druckerei in Großbritannien hergestellt. Nach den Uno-Sanktionen darf sie bis zum nächsten Jahr nicht mehr ausgeführt werden.