Hamburg/Tripolis. Bombenangriffe auf die Aufständischen, Tote und Verletzte in vielen Städten des Landes: Der Kampf um die Macht in Libyen wird immer mehr zum Bürgerkrieg. Die Vereinten Nationen und das Rote Kreuz warnten vor einer "humanitären Katastrophe". Mehr als 200 000 Libyer und dort lebende Gastarbeiter sind bereits vor den Truppen und Söldnern von Staatschef Muammar al-Gaddafi über die Grenze in die Nachbarländer Ägypten und Tunesien geflohen. Jetzt aber wird das Verlassen des Landes immer schwieriger. Zehntausende Gastarbeiter machten sich aus Angst um ihr Leben gar nicht erst auf den Weg, sagte die Sprecherin des Uno-Flüchtlingshilfswerks, Melissa Fleming. Die EU appellierte an Gaddafi, ausländische Helfer ins Land zu lassen. Ihnen müsse "ohne Abschreckung oder Drohung" der Zugang zu den Not leidenden Menschen gewährt werden.
Unterdessen läuft der internationale Hilfseinsatz zur Betreuung der Flüchtlinge auf Hochtouren. Seit Freitag beteiligt sich daran auch die Bundeswehr mit drei Schiffen. Zunächst soll die Marine 4000 aus Libyen geflohene Ägypter in ihre Heimat bringen. Die USA schickten Flugzeuge für eine Luftbrücke, auch Frankreich will Flüchtlinge aus Tunesien ausfliegen. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sprach von einem "Gebot der Menschlichkeit", äußerte sich aber zurückhaltend zu Plänen für die Einrichtung einer Flugverbotszone in Libyen. US-Präsident Obama schloss ein militärisches Eingreifen nicht mehr aus.