Medwedew verleiht Gorbatschow Orden des Heiligen Andreas: Triumph für den Nobelpreisträger, der mit seiner Kreml-Kritik aneckt.
Moskau. Russlands Präsident Dmitri Medwedew hat den einstigen Staatschef der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, zu dessen 80. Geburtstag mit der höchsten Staatswürde geehrt. Gorbatschow erhalte den Orden des Heiligen Andreas für seine „enorme Arbeit als Staatschef“, sagte Medwedew am Mittwoch an der Seite Gorbatschows in seiner Residenz in Gorki nahe Moskau. „Sie haben das Land in einer sehr schwierigen Zeit geführt“, sagte er. Der Orden sei daher ein „Symbol des Respekts“. Regierungschef Wladimir Putin würdigte Gorbatschow in einem Glückwunschtelegramm als „einen der größten Staatsmänner der Gegenwart“.
Die positiven Worte seitens der russischen Führung kommen einem persönlichen Triumph Gorbatschows gleich, der in der Welt für seine Verdienste um das Ende des Kalten Krieges geachtet, in seinem Land jedoch oft verschmäht wird. Das heutige Russland beschrieb er wiederholt als korruptes Land und aus seiner Kritik an der Führung machte er keinen Hehl.
In Gorki reichte es am Mittwoch gar zu Scherzen mit Medwedew. Statt der Glückwünsche zu seinem Geburtstag sei wohl bald die Zeit für Kondolenzschreiben zu seinem Tod gekommen, sagte Gorbatschow, dessen Gesundheit ihm zufolge angeschlagen ist. „Überhaupt nicht – bei solch einem gesunden Mann, der alles tut, um fit zu bleiben“, entgegnete Medwedew.
In einem Handelszentrum in Moskau war am Mittwoch zudem eine Feier mit rund 300 Gästen geplant. Das russische Fernsehen zeigte den Tag über Dokumentationen über Gorbatschows politische Karriere und sämtliche Zeitungen druckten Interviews mit dem letzten Staatschef der Sowjetunion, in denen er erneut Kritik an Russlands Führung übte. (afp)