Tripolis. Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi hat seine Gefolgsleute in einem neuen bizarren Auftritt zum Durchhalten aufgerufen. Obwohl die Regimegegner jetzt große Teile des Landes kontrollieren und offenbar auch in Tripolis an Boden gewinnen, erschien der Diktator am Freitagabend auf einer Mauer am zentralen Grünen Platz und rief Zehntausenden Anhängern zu: "Macht euch bereit zum Kampf für Libyen! ... Macht euch bereit zum Kampf ums Öl!" Wenn nötig, werde er die Waffenkammern öffnen, um alle Stämme zu bewaffnen, drohte der 68-Jährige wild gestikulierend. "Wir können jeden Feind zermalmen." Seine Führung werde jeden Umsturzversuch aus dem Ausland niederschlagen.
Nach den Freitagsgebeten waren in mehreren Stadtteilen von Tripolis schwere Kämpfe zwischen Gaddafi-Gegnern und Sicherheitskräften ausgebrochen. Dabei soll es zahlreiche Tote gegeben haben. Insgesamt seien bei dem Aufstand bisher "Tausende Menschen" ums Leben gekommen, sagte der libysche Vize-Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York, Ibrahim Dabbaschi. Mit weiteren Opfern sei zu rechnen. Menschenrechtsorganisationen waren bisher von mehreren Hundert Toten ausgegangen.
Der internationale Druck auf Gaddafi nahm weiter zu. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy forderte den seit 41 Jahren autokratisch herrschenden Gaddafi zum Verlassen des Landes auf. Die EU bereitet Sanktionen vor, der Uno-Sicherheitsrat beriet am Abend über Strafmaßnahmen.