Armee erfüllt Forderungen der Opposition. Demonstranten verlassen Tahrir-Platz
Kairo. Zwei Tage nach dem Sturz von Präsident Husni Mubarak hat der Oberste Militärrat entscheidende Weichen für die Zukunft Ägyptens gestellt. Binnen sechs Monaten sollen Neuwahlen stattfinden und das Parlament aufgelöst werden. Zudem soll ein Rat zur Änderung der Verfassung gebildet werden, kündigten die Militärs an. Damit erfüllten die Generale wichtige Forderungen der Opposition.
Viele Demonstranten verließen den Tahrir-Platz im Zentrum der ägyptischen Hauptstadt, der das Epizentrum ihrer 18 Tage langen Massenproteste war. Etwa 2000 Demonstranten harrten weiter aus und verlangten den Rücktritt der noch von Mubarak eingesetzten Regierung von Ministerpräsident Ahmed Schafik. Die ägyptische Militärführung sprach die ebenfalls von der Opposition geforderte Aufhebung des seit fast 30 Jahren geltenden Ausnahmezustands nicht an.
Nach dem Rücktritt Mubaraks am vergangenen Freitag hatte das Militär die Macht übernommen. Schafik erklärte die Sicherheit im Land zur wichtigsten Aufgabe. Seine Regierung wolle Normalität herstellen - "von der Tasse Tee bis zur medizinischen Behandlung", sagte der Ministerpräsident in Kairo. Ägypten will zudem nach Angaben der Militärs weiter alle internationalen Verträge einhalten - auch den 1979 geschlossenen Friedensvertrag mit Israel.
An der Spitze des ägyptischen Staates steht nun Verteidigungsminister Mohammed Hussein Tantawi. Er war bekannt als "Mubaraks Pudel", weil er dem Präsidenten immer treu gedient haben soll. Der Marschall leitet den mächtigen Militärrat, der nach Mubaraks Sturz bis auf Weiteres die Macht in Ägypten ausübt. Der 75-Jährige war ein enger Vertrauter des gestürzten Präsidenten und ist nicht gerade als aufgeschlossener Modernisierer bekannt. Allerdings hat die mächtige Armee versprochen, freie Präsidentschaftswahlen zu garantieren. Tantawi ist seit 20 Jahren ägyptischer Verteidigungsminister. Als Heeresoffizier war er schon während der Suez-Krise 1956 im Militär.
Der gestürzte Mubarak soll sich derzeit im Sinai-Badeort Scharm al-Scheich in Sicherheit gebracht haben - wo genau, weiß niemand. Welches Schicksal dem ägyptischen Machthaber zu wünschen ist, darüber sind sich die Ägypter uneinig. Einige sagen, Mubarak solle vor Gericht gebracht werden und ins Gefängnis kommen, andere wünschen sich seinen Tod.