Kairo. Unter dem Druck der Proteste in Ägypten hat die Regierung unter Präsident Husni Mubarak erstmals einen Dialog mit der oppositionellen Muslimbruderschaft aufgenommen. Vizepräsident Omar Suleiman traf gestern in Kairo mit Vertretern der Bruderschaft und weiteren Oppositionspolitikern zusammen, um über die Zukunft des Landes zu beraten. Nach den Gesprächen berichteten ägyptische Staatsmedien über eine prinzipielle Einigung. Dazu zählten eine Verfassungsänderung und eine größere Pressefreiheit. Zudem sei vereinbart worden, den seit 1981 geltenden Ausnahmezustand aufzuheben, sobald es die Sicherheitslage erlaube.
Der Friedensnobelpreisträger und Oppositionspolitiker Mohamed al-Baradei nahm nicht an den Gesprächen teil. Unterdessen trat die alte Führung von Mubaraks Regierungspartei NDP ab, unter ihnen Mubaraks Sohn Gamal, und wurde durch neue Leute ersetzt.
Die USA und Europa drängten auf eine Übergangslösung, in der Mubarak nicht sofort zum Rücktritt gezwungen wird. Als eine der Optionen dafür wurde eine Ausreise Mubaraks nach Deutschland diskutiert, wo der 82-Jährige in den vergangenen Jahren wiederholt medizinisch behandelt wurde. "Bild am Sonntag" berichtete unter Berufung auf Regierungskreise in Berlin, man sei bereit, Mubarak für den Fall einer notwendigen medizinischen Behandlung die Einreise zu ermöglichen.