Kairo. Angesichts der wohl größten regierungsfeindlichen Proteste in Ägypten in der 30-jährigen Amtszeit von Präsident Husni Mubarak reagiert das Regime in Kairo mit großer Härte. Landesweit wurden gestern mindestens 860 Demonstranten festgenommen, weitere Proteste wurden von der Polizei mit Schlagstöcken und Tränengas im Keim erstickt. Ein Demonstrant und ein Polizist kamen ums Leben. Das Innenministerium erklärte, man werde künftig keine Versammlungen, Märsche oder Proteste mehr tolerieren. Das wichtigste Kommunikationsmittel der überwiegend jungen Demonstranten, das soziale Netzwerk Facebook, wurde von der Regierung offenbar zeitweise blockiert. In Kairo und Assiut im Süden kamen dennoch Menschen zu Protesten zusammen; als die Polizei mit Schlagstöcken auf die Menge eindrosch, wurden Rufe "Friedlich, friedlich!" laut.
Bei den am Dienstag aufgeflammten Protesten sind nun bereits sechs Menschen ums Leben gekommen. Die US-Regierung forderte die Regierung in Kairo auf, sofort auf Gewalt zu verzichten. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) verlangte die Achtung der Menschenrechte und sagte, wer sie seinem Volk verweigere, riskiere die Instabilität seiner Gesellschaft. Das Auswärtige Amt empfahl Ägypten-Urlaubern, Menschenansammlungen und Demonstrationen weiträumig zu meiden. Einige Reiseveranstalter strichen Exkursionen von den Badeorten am Roten Meer nach Kairo.