Berlin. Nach der Festnahme von WikiLeaks-Gründer Julian Assange weitet sich der Konflikt um die Enthüllungsplattform zu einem Hacker-Krieg aus. Internet-Aktivisten blockierten gestern für Stunden die Website des Kreditkarten-Riesen Mastercard. Der Finanzdienstleister hatte angekündigt, keine Zahlungen an WikiLeaks mehr zuzulassen. Am späten Abend wurde auch der Internet-Auftritt von Mastercard-Konkurrent Visa lahmgelegt. Die Website der schwedischen Staatsanwaltschaft, von der der Haftbefehl gegen Assange stammt, wurde ebenfalls angegriffen, blieb jedoch online.
Unterdessen veröffentlichte die Enthüllungsplattform 46 weitere Geheimdokumente. Aus den Depeschen von US-Diplomaten geht unter anderem hervor, dass Libyen Großbritannien vor der Freilassung des Lockerbie-Bombers stärker unter Druck gesetzt hat als bisher bekannt. In einer Mitteilung bekräftigte ein WikiLeaks-Sprecher, dass die Organisation weitermachen will: "Wir lassen uns nicht mundtot machen, weder von juristischen Aktionen noch von Zensur durch Firmen."
In Berlin gab es weitere Konsequenzen aus bisherigen WikiLeaks-Enthüllungen. Die FDP entließ den Büroleiter von Parteichef Guido Westerwelle, Helmut Metzner. Aus Depeschen von US-Diplomaten war hervorgegangen, dass Metzner Informant der Berliner US-Botschaft gewesen ist.