Bei der gewaltsamen Beendigung einer Geiselnahme in Bagdad sind 45 Menschen gestorben. Dahinter steckt al-Qaida.
Bagdad. Bei einer blutigen Geiselnahme in einer irakischen Kirche sind in der Nacht zum Montag 55 Menschen ums Leben gekommen. Die ehemalige Umweltministerin und christliche Aktivistin, Pascale Warda, sagte der Nachrichtenagentur dpa, 50 Christen seien in der Sajjidat-al-Nadscha-Kirche getötet worden. Mit ihnen starben fünf Geiselnehmer und mehrere Angehörige der Sicherheitskräfte. Die Polizei hatte vergeblich versucht, die Christen, die am Sonntagabend während eines Gottesdienstes von islamistischen Terroristen überfallen worden waren, zu befreien. Doch als die Polizisten die Kirche in Bagdads Karrade-Viertel stürmten, zündeten die Terroristen ihre Sprengstoffgürtel. Die Agentur Sumeria News meldete, 70 Menschen hätten Verletzungen erlitten. Zu dem Überfall bekannte sich der Al-Qaida-Ableger Islamischer Staat Irak.
Ein bewaffnetes Kommando war am Sonntagabend während des Gottesdienstes in die chaldäisch-katholische Kirche des Bagdader Stadtteils Karrada eingedrungen und hatte die dort versammelten Gläubigen in seine Gewalt gebracht. Laut dem Vertreter des Innenministeriums nahmen rund hundert Menschen an der Messe teil. Zuvor hatten die Angreifer bereits zwei Wächter der nahegelegenen Börse umgebracht. Irakische Sicherheitskräfte beendeten schließlich mit amerikanischer Hilfe gewaltsam die Geiselnahme. Die irakischen Behörden und Augenzeugen hatten zunächst von mindestens sieben toten Geiseln gesprochen und gesagt, auch alle neun Angreifer seien umgekommen.
Mindestens eine Geisel starb laut einem Augenzeugen bereits vor der Erstürmung der Kirche durch die irakischen Sicherheitskräfte. Als erstes hätten die in Uniformen gekleideten Angreifer den Priester getötet, berichtete der 18-Jährige, der seinen Namen nicht nennen wollte.
Wie das auf die Überwachung islamistischer Internetseiten spezialisierte US-Unternehmen SITE mitteilte, erklärte die radikalislamische Bewegung, eine „Gruppe wütender Gotteskrieger“ habe die syrisch-katholischen Kirche in der irakischen Hauptstadt überfallen, die „schon immer von den Christen im Irak als Hauptquartier für den Kampf gegen den Islam“ genutzt worden sei.
Ziel sei es gewesen, „unseren schwachen gefangenen muslimischen Schwestern“ in Ägypten zu helfen, hieß es in der Erklärung weiter. Darin stellte die Terrorgruppe laut SITE der koptischen Kirche in Ägypten eine 48-stündige Frist, um den Status muslimischer Frauen offenzulegen, die „in Klöstern des Unglaubens und Kirchen des Götzendienstes gefangen“ seien und diese freizulassen. Nach Angaben von SITE soll es sich dabei um die Frauen zweier koptischer Priester handeln, die zum Islam übergetreten waren oder es noch wollten und seitdem in einer Kirche festgehalten werden.
In einer zusätzlichen Tonaufnahme gab der Ableger des Terrornetzwerks al-Qaida demnach die Namen der beiden Frauen mit Camellia Shehata und Wafa Constantine an. In der Aufnahme drohte ein Vertreter eines Selbstmordkommandos mit weiteren Anschlägen gegen Christen im gesamten Nahen Osten.