Er nannte die Missbrauchsskandale eine „Perversion“. Die Kosten des Besuches werden durch Eintrittsgelder für Papst-Messen finanziert.
Edinburgh. Es ist der erste richtige Staatsbesuch eines Papstes in Großbritannien. Und gleich die Ankunft auf dem Flughafen in Edinburgh war stürmisch. Benedikt XVI. flog beinahe die Mütze weg. Und seine erste offizielle Gesprächspartnerin war auch ein Kirchenoberhaupt – ein weibliches. Der Papst wurde von Queen Elizabeth II. in ihrer schottischen Residenz Holyrood empfangen. Nach einer feierlichen Begrüßungszeremonie zogen sich die Queen und der Papst zu einem privaten Gespräch zurück. Im Park des Palastes wollte sich Benedikt dann mit einer Rede an etwa 400 geladene Gäste wenden.
Die Königin ist auch Oberhaupt der Church of England, die im 16. Jahrhundert nach dem Bruch König Heinrichs VIII. mit Rom entstanden war . Ihr Ehemann, Prinz Philip, hatte den Heiligen Vater am Flughafen empfangen. Nur etwa jeder zehnte Brite ist Katholik, das Land ist in weiten Teilen säkular ausgerichtet.
Zu dem heiklen Thema des Missbrauchs in der katholischen Kirche hatte Benedikt schon auf dem Flug nach Schottland erneut Stellung bezogen. Die Kirche sei nicht wachsam genug gewesen, und man habe auch nicht schnell und entschieden genug gehandelt, als der Skandal offenkundig geworden sei, räumte Benedikt ein. Die Enthüllungen seien für ihn ein Schock gewesen und hätten ihn tieftraurig gestimmt: „Denn man kann schwer verstehen, wie diese Perversion des Priesteramtes möglich gewesen ist.“ Benedikt kommt auf der Reise möglicherweise erneut mit Opfern von sexuellem Missbrauch in der Kirche zusammen.
Insgesamt wird Benedikt bei seinem viertägigen Besuch 13 Ansprachen halten. 250.000 Menschen werden bei drei Messen und an den Straßenrändern erwartet, wenn der Heilige Vater im „Papamobil“ durch die Innenstädte fährt. Die Reise ist nicht unumstritten. Papstgegner kritisieren vor allem die hohen Kosten von mehr als zehn Millionen Pfund (zwölf Millionen Euro) für den britischen Steuerzahler sowie den Umgang der katholischen Kirche mit dem Skandal um Kindesmissbrauch.
Eintritt für die Messe und eine Reihe von Souvenirs sollen den Besuch von Benedikt XVI. in Großbritannien finanzieren. Bis zu 25 Pfund (30 Euro) soll die Teilnahme an der Messe am Sonntag in Birmingham kosten. Bei den Schotten in Glasgow an diesem Donnerstag wird es mit 20 Pfund etwas günstiger.
Englands katholische Kirche streitet ab, dass es sich um „Eintrittsgeld“ handelt. Vielmehr werde von den Gläubigen ein „finanzieller Beitrag“ erbeten, der die Kosten für Beförderung und Sicherheitsvorkehrungen abdecke, wie der Erzbischof von Westminster und Oberhaupt der katholischen Kirche in England, Vincent Nichols, sagte. Der Obolus schließt die Anreise zum Ort der Messe und einen „Pilgersack“ mit Souvenir-CD und Postkarte ein.
Außerdem werden verschiedenste Souvenirs feilgeboten. Diese reichen vom Schlüsselanhänger für fünf Pfund bis hin zu einem goldenen Medaillon mit dem offiziellen Logo des Besuchs für 775 Euro. Ein T-Shirt mit dem Bild des Papstes ist für 18 Pfund zu haben. Ein Hochglanz-Programm des Besuchs kostet zehn Pfund.