Buchautor Peter Maass über die Verquickung von Diktatoren und amerikanischen Managern
Als Peter Maass im Mai 2009 das Nachwort zu seinem Buch "Öl - Das blutige Geschäft" schrieb, konnte er nicht wissen, dass exakt ein Jahr später die Explosion der Ölplattform "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko eine der schlimmsten Umwelt-Katastrophen der US-Geschichte auslösen würde. Sein Satz aber kommt einer düsteren Vorahnung gleich: "Wer an so etwas wie Omen glaubt", schreibt der preisgekrönte Journalist, "ist vielleicht schon einmal auf den Gedanken gekommen, dass der Himmel und die Erde mit der Erderwärmung und der Ölverknappung zu uns sprechen - ja schreien - und uns ermahnen, den Verbrauch fossiler Brennstoffe einzuschränken."
Sein Buch ist eine gnadenlose Abrechnung mit einem Rohstoff, der Nationen in den Abgrund stürzt. Und zwar meist genau die Länder, in denen das Öl gefördert wird. Um die massiven Probleme wie Korruption, Kriege und eine skandalöse Spaltung in Arm und Reich nachzuweisen, reiste Maass, 50, um die Welt. Er schildert, wie der Shell-Konzern das einst blühende Nigerdelta vergiftete und wie Milliarden Ölgelder mithilfe amerikanischer Bankmanager von einer kriminellen Elite außer Landes gebracht werden. Diktatoren wie Teodoro Obiang in Äquatorialguinea, "die aus Gier oder Unmenschlichkeit den Wohlstand der Nationen horten und alle Andersmeinenden töten oder einsperren lassen".
Wo in diesem blutigen Geschäft die Bösen sitzen, weiß Frank Ruddy, von 1974 bis 1981 Spitzenanwalt bei Exxon: "Das Böse erscheint nicht in Gestalt von Burschen mit Bärten. Böses wird von Menschen in Anzügen getan, die in Konferenzräumen sitzen und schreckliche Entscheidungen treffen. Und sie tun es, weil es sich lohnt."
Peter Maass: Öl - Das blutige Geschäft. Droemer, 352 Seiten, 19,95 Euro.