Der Bundespräsident trifft heute den polnischen Premier Tusk und seinen ebenfalls gerade gewählten Amtskollegen Komorowski.
Warschau. Anlässlich seines Antrittsbesuchs in Polen hat Bundespräsident Christian Wulff die Bedeutung der deutsch-polnischen Beziehungen hervorgehoben. Ihm sei bewusst, dass diese nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs mehr sein müssten als „nur ein gut nachbarschaftliches Verhältnis zweier Staaten mit einer gemeinsamen Grenze“, sagte Wulff nach Angaben seines Amtes der polnischen Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“. Er habe sich deswegen schon in seiner Zeit als Ministerpräsident von Niedersachsen für eine enge Zusammenarbeit mit polnischen Regionen, Städten und Gemeinden eingesetzt.
Deutschland habe zudem auch Polen seine Wiedervereinigung zu verdanken. Die Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc und „unzählige“ mutige Polen hätten der friedlichen Revolution in der damaligen DDR den Weg bereitet, sagte Wulff der Zeitung. Seither seien Deutschland und Polen „bei der Aussöhnung und Verständigung mit großen Schritten vorwärts gekommen“, die Beziehungen beider Länder hätten sich in den vergangenen Jahren „ausgezeichnet entwickelt“. Die Deutschen müssten sich aber noch mehr für ihr Nachbarland interessieren und nach Polen reisen. Das gelte insbesondere für junge Menschen.
Zur zwischen Deutschland und Polen noch heiklen Frage der Vertriebenen sagte Wulff den Angaben zufolge, niemand könne und dürfe die Geschichte umschreiben. Vertriebene hätten aber auch selbst viel für die Verständigung zwischen beiden Ländern getan.
In Warschau sollte Wulff neben Regierungschef Donald Tusk auch mit dem ebenfalls erst kürzlich gewählten Präsidenten Bronislaw Komorowski zusammenkommen. Die beiden Staatsoberhäupter wollten im Anschluss an ihr Gespräch gemeinsam vor die Presse treten. Beide hatten angekündigt, sie wollten ihre fast gleichzeitig beginnenden Amtszeiten zur Stärkung der deutsch-polnischen Beziehungen nutzen. Am Mittwoch setzt Wulff seine Reise mit Besuchen in Österreich und Italien fort. Seine erste Auslandsreise als Bundespräsident hatte der frühere niedersächsische Ministerpräsident in der vergangenen Woche nach Frankreich unternommen.