Schwere Ausschreitungen vor dem Parlament in Athen
Athen. Ein landesweiter Streik in Griechenland gegen die Sparpläne der Regierung hat das öffentliche Leben weitgehend lahmgelegt. Betroffen von dem Ausstand Zehntausender Beschäftigter waren auch zahlreiche Touristen. 60 Inlandsflüge und viele Eisenbahn- sowie Fährverbindungen wurden gestrichen. In Piräus, dem größten griechischen Hafen, kam es zu Handgemengen, nachdem am frühen Morgen etwa 500 Arbeiter Einheimischen und Urlaubern den Zugang zu Fähren versperrten. Die weltberühmte Akropolis von Athen blieb für Besucher ebenso geschlossen wie ein nahe gelegenes Museum.
Banken und Behörden öffneten nicht, Krankenhäuser arbeiteten mit einer Notbesetzung. Auch Journalisten traten in den Ausstand, sodass kaum Nachrichten verbreitet wurden.
Bei einer Protestkundgebung von 20 000 Menschen vor dem Athener Parlament, wo über das Sparpaket beraten wurde, kam es zu schweren Ausschreitungen. Nach Angaben von Augenzeugen gingen die Sicherheitskräfte mit Tränengas gegen Demonstranten vor; aus deren Reihen flogen Steine und Molotowcocktails. Mehrere Vermummte skandierten: "Zündet das Parlament an." Mindestens ein Polizist wurde verletzt.
Zu dem eintägigen Streik hatten Gewerkschaften aufgerufen, die rund 2,5 Millionen Arbeitnehmer vertreten. Es war die fünfte große Streikaktion gegen die drastische Sparpolitik der Athener Regierung. Wegen des Beginns der Sommerferien in Griechenland wurde allerdings mit einem leichten Abflauen der Proteste gerechnet.
Das Programm der Regierung zur Abwendung eines Staatsbankrotts sieht unter anderem einen Einstellungsstopp im öffentlichen Dienst und Gehaltskürzungen für Beamte, Einsparungen im Sozialbereich und die Erhöhung des Rentenalters von 61 auf 65 Jahre vor. Die Griechen müssen bis Ende 2012 rund 30 Milliarden Euro sparen.
Auch in Spanien kam es zu Protesten gegen den Sparkurs der Regierung. In Madrid legte ein Streik der U-Bahn-Angestellten den öffentlichen Verkehr weitgehend lahm. Die Proteste der Beschäftigten des öffentlichen Sektors richten sich gegen den Beschluss, ihre Gehälter als Beitrag zum Sparpaket des hoch verschuldeten Landes um fünf Prozent zu senken. Für September haben die Gewerkschaften zum Generalstreik aufgerufen.