Es war die größte Anti-Regierungs-Demonstration in Damaskus seit Beginn der Proteste vor elf Monaten. 15.000 Menschen nahmen teil.
Beirut. Mit scharfer Munition und Tränengas sind Truppen des syrischen Regimes nach Angaben von Aktivisten gegen einen riesigen Trauerzug in der Hauptstadt Damaskus vorgegangen. Mindestens ein Mensch soll dabei getötet worden sein. Augenzeugen zufolge nahmen 15.000 Menschen an der Prozession am Sonnabend teil, die in Proteste gegen das Regime von Präsident Baschar Assad ausartete. Es wäre die größte Anti-Regierungs-Demonstration in Damaskus seit Beginn der Proteste vor elf Monaten. Zur gleichen Zeit traf der stellvertretende Außenminister Chinas mit Präsident Assad zusammen.
Der Trauerzug wurde für drei Menschen abgehalten, die am Freitag nach Protesten in dem Stadtviertel Mazze von syrischen Sicherheitskräften getötet worden waren. Der in London ansässigen Syrischen Beobachterstelle für Menschenrechte und einem Augenzeugen zufolge wurde mindestens ein Mensch getötet, als die Soldaten den Protestzug mit Schüssen auflösen wollten. Das Aktivistennetzwerk Örtliche Koordinationskomitees berichtete von zwei Toten. Die Angaben konnten zunächst nicht überprüft werden. Etliche Menschen sollen verletzt worden sein oder wegen des Tränengases Atembeschwerden haben.
«Es war eine riesige Beerdigung, die in einen Protest ausartete», sagte der Aktivist. «Es gab keine Angst unter den Teilnehmern.» Auf von Aktivisten aufgenommenen und ins Internet gestellten Amateurvideos war eine Masse von Menschen zu sehen, die «Allahu Akbar» und «Eins, eins, eins, das syrische Volk ist eins!» rief.
Der Beobachterstelle zufolge wurde am Samstag zudem ein Mensch in der Protesthochburg Homs durch Heckenschützenfeuer getötet, ein weiterer wurde demnach im Norden des Landes erschossen, wo Assads Sicherheitskräfte Razzien durchführten.
Nach dem Treffen mit Assad sagte der stellvertretende chinesische Außenminister Zhai Jun, er habe Hoffnung, dass die syrischen Behörden schon bald wieder die Stabilität im Land herstellen würden. Zhai unterstützte ein vom Assad-Regime angekündigtes Referendum über die Verfassung und sagte, sein Land sei «extrem besorgt» über die Eskalation der Krise. Das Referendum «wird im Interesse des syrischen Volkes sein», sagte Zhai. Nur im Lichte der Stabilität könne Syrien umfassende Reformen angehen.
In Peking sicherte die Regierung nur zwei Tage nach der Ablehnung einer Syrien-Resolution in der UN-Vollversammlung der Arabischen Liga seine Unterstützung zur Beendigung der Gewalt im Land zu. Man bevorzuge eine Lösung innerhalb der Rahmenbedingungen und gemäß den Vorschlägen der Arabischen Liga, teilte das chinesische Außenministerium am Samstag mit.
Sowohl die Resolution der Vollversammlung als auch jene im UN-Sicherheitsrat, gegen die China ein Veto eingelegt hatte, basierten auf den Plänen der Arabischen Liga. Beobachter werteten die widersprüchlichen Signale aus Peking als Zeichen, dass China vermitteln wolle, aber gleichzeitig eine Einmischung der UN ablehne.
(dapd/abendblatt.de)