Der Friedensprozess in Nordirland ist erneut von einem Anschlag überschattet worden: In Belfast detonierte eine Bombe.

Belfast. In der Nähe der Zentrale des britischen Inlandsgeheimdienstes MI5 in Nordirland in einer Kaserne bei Belfast ist kurz nach Mitternacht eine Autobombe detoniert. Durch die Explosion sei niemand ernsthaft verletzt worden, teilte eine Polizeisprecherin mit. Der Sprengsatz sei in einem zuvor entführten Taxi deponiert worden und hinter der Palace-Kaserne in Holywood explodiert. Ein älterer Mann sei durch die Wucht der Explosion umgeworfen und in ein Krankenhaus gebracht worden, teilte ein anderer Polizist mit.

In der ehemaligen Kaserne der britischen Armee am Stadtrand von Belfast sind hunderte Mitarbeiter des MI5 untergebracht. Die Gegend wurde abgesperrt. Anwohner mussten sicherheitshalber ihre Häuser verlassen. Nachbarn sprachen von einer starken Explosion, die sich kurz nach Mitternacht ereignet habe.

Der Anschlag dürfte eine Reaktion darauf sein, dass um Mitternacht Nordirland erstmals seit 38 Jahren die Zuständigkeit für Polizei und Justiz von der Regierung in London übernahm. Wenige Minuten vor der Explosion war die Übertragung formell in Kraft getreten. Vor dem Anschlag habe es eine Warnung gegeben, hieß es in Medienberichten. Vermutlich stecke eine republikanische Splittergruppe hinter dem Anschlag, die sich dem Friedensprozess widersetzt.

Am Montag soll auch ein eigener Justizminister für Nordirland ernannt werden. Die Übertragung von mehr Rechten war auch ein Bestandteil des Karfreitagabkommens, das vor knapp zwölf Jahren Frieden in der britischen Region schaffte. Nordirland war jahrzehntelang von Terror zwischen Katholiken und Protestanten geprägt, dem seit 1969 mehr als 3500 Menschen zum Opfer fielen. Während die Katholiken eine Vereinigung mit Irland anstreben, wollen die Protestanten lieber bei Großbritannien bleiben. Nach jahrelanger Feindschaft hatten sich die Protestantische Unionistenpartei DUP und die katholische Sinn Fein vor knapp drei Jahren auf die Bildung einer gemeinsamen Regionalregierung geeinigt.