New York. Beim vorletzten Besuch in New York rannte er seiner Gattin noch beim Joggen durch die Straßenschluchten hinterher. In der Frühjahrskühle vor dem Carlyle-Hotel waren für den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy und Carla Bruni gestern Mantel und Schal angesagt. Sarkozy durfte an der Columbia University eine Grundsatzrede zur französisch-amerikanischen Freundschaft halten.
Und er enttäuschte die Zuhörer auf seiner Freundschaftstour nicht: "Wir können nicht länger ein kapitalistisches System ohne Regeln, ohne Ordnung, ohne Normen akzeptieren", sagte Sarkozy. "Das ist kein Sozialismus und kein Angriff auf den freien Handel. Aber ein unkontrollierter Kapitalismus ist der Tod des Kapitalismus, weil die Menschen irgendwann ein System nicht mehr akzeptieren, das solch ein Chaos verursachen kann", sagte Sarkozy. "Ein Erfinder, sagen wir Bill Gates, soll viel Geld verdienen, warum nicht. Aber ein System, in dem das meiste Geld durch Spekulieren statt durch Produzieren verdient wird, in solch einem System möchte ich nicht leben." Heute treffen Sarkozy und seine Frau US-Präsident Barack Obama und dessen Gattin zu einem privaten Abendessen im Weißen Haus. Das Dinner sei ein "besonderes Zeichen der Freundschaft", teilte der Élysée-Palast mit. Auf solche Zeichen wartet Sarkozy bei seiner Familie vergeblich. Zuletzt redete seine Frau von den Zwängen der Monogamie, veröffentlichte sein Vater eine Autobiografie und riet dem Sohn: "2012 solltest du besser nicht noch einmal kandidieren."
Jetzt meldete sich Ex-Premier Alain Juppé: Sarkozy sei 2012 der "selbstverständliche Kandidat". Aber wenn er nicht wolle, stehe er, nun ja, bereit.