Kabul. US-Präsident Barack Obama ist überraschend nach Afghanistan gereist. Er traf gestern in Kabul ein und sprach mit Präsident Hamid Karsai und weiteren Regierungsmitgliedern. Wie es weiter hieß, will Obama auch US-Truppen besuchen.
Nach Angaben des nationalen US-Sicherheitsberaters James Jones wollte Obama Karsai deutlich machen, dass auch "in seiner zweiten Amtszeit bestimmte Dinge bislang nicht beachtet wurden". So müssten wichtige Ämter nach Leistung und Qualifikation besetzt werden, um Korruption und Drogenhandel zu bekämpfen, sagte Jones. Der Drogenhandel sei für die Aufständischen ein wichtiger ökonomischer Antrieb. In dem Gespräch soll es auch um die Versöhnung der rivalisierenden Parteien und den Kampf gegen die Taliban gehen.
Es ist Obamas erster Besuch in Afghanistan seit seiner Amtsübernahme am 20. Januar vergangenen Jahres. Im Dezember hatte Obama eine Aufstockung der in dem Land stationierten US-Truppen um 30 000 Soldaten verfügt. Nach der Großoffensive rund um die ehemalige Taliban-Hochburg Mardscha in der Provinz Helmand plant die US-Armee eine noch größere Offensive in der Nachbarprovinz Kandahar.
Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat überraschend Afghanistan besucht und dabei vor zu hohen Erwartungen an den deutschen Polizeieinsatz gewarnt. Die seit acht Jahren unter maßgeblicher deutscher Beteiligung laufende Ausbildung afghanischer Polizisten könne man zwar nicht als "Erfolgsgeschichte" bezeichnen, räumte er in Kabul ein. "Aber die Dinge werden besser." Zugleich betonte er: "Wir dürfen die Maßstäbe nicht zu hoch setzen." Deutschland ist seit 2002 am Polizeiaufbau in Afghanistan beteiligt. Die Bundesregierung will die Zahl der Polizeiausbilder im Zuge der neuen Afghanistan-Strategie in diesem Jahr von derzeit 190 auf 260 aufstocken. Bis 2014 sollen 134 000 afghanische Polizisten im Einsatz sein. Derzeit liegt die Zahl zwischen 96 000 und 98 000. Das afghanische Innenministerium prüft allerdings gerade, wie viele davon wirklich im Dienst sind. Immer wieder desertieren Beamte mit ihren Waffen. Weitere Probleme sind Drogenkonsum, Analphabetismus und Korruption.