Internationale Truppen haben eine Großoffensive gegen eine der letzten Hochburgen der Taliban im Bezirk Mardscha begonnen.
Kabul. Internationale und afghanische Truppen haben die seit Wochen erwartete Großoffensive gegen eine der letzten Hochburgen der radikalislamischen Taliban begonnen. Ziel ist nach Angaben eines NATO-Vertreters der Bezirk Mardscha in der südafghanischen Provinz Helmand, eines der größten Opium-Anbaugebiete der Welt. Laut BBC sind an der Offensive rund 15.000 Soldaten beteiligt, darunter 2500 Vertreter der afghanischen Armee.
Bei der Militäraktion „Muschtarak“ (Gemeinsam) handelt es sich nach NATO-Angaben um eine der größten Offensiven seit Beginn des Afghanistan-Einsatzes Ende 2001. Ziel ist es, die Region, die letzte Bastion der Taliban in Helmand, wieder unter Kontrolle der afghanischen Regierung zu stellen. Der NATO zufolge nehmen an der Offensive unter Kommando der US-Marineinfanterie auch britische Soldaten teil; BBC berichtet zudem von dänischen und estnischen Truppen.
In der Stadt Mardscha leben rund 80.000, im ganzen Bezirk rund 125.000 Menschen. Bereits im Vorfeld verließen viele Einwohner die Stadt, um der Gewalt zu entgehen, unzählige weitere wurden von den Taliban in den vergangenen Tagen an der Flucht gehindert. In Flugblättern und über Lautsprecher forderten die NATO-Streitkräfte die Zivilbevölkerung auf, nach Beginn der Offensive in ihren Häusern zu bleiben. Sie betonten in ihren Botschaften immer wieder, sie seien gekommen, um Mardscha von „Terroristen“ zu befreien. Gleichzeitig warnten sie die Bevölkerung davor, Taliban bei sich zu beherbergen.
Wie viele Aufständische sich noch in der Stadt aufhielten, war unklar. Die Schätzungen schwankten zwischen 400 und 1000. Sie zu besiegen, wird nach NATO-Angaben einige Wochen dauern. Eines der größten Probleme dürften nach Einschätzung der US-geführten Truppen dabei die unzähligen in der Region versteckten Sprengsätze der Aufständischen sein.
Mardscha ist fest in der Gewalt von Taliban und Drogenhändlern, die seit Jahren dort gemeinsame Sache machen - Opium gehört zu den Haupteinnahmequellen der Aufständischen. Mit ihrer Offensiven verfolgen die NATO-Truppen und ihre afghanischen Verbündeten die Strategie, die Taliban endgültig aus den Gebieten zu vertreiben und Schritt für Schritt unter Kabuls Kontrolle zu stellen. Dem Vernehmen nach sollen nach dem Ende der Offensive bis zu 1000 afghanische Polizisten in die Region kommen und dabei helfen, ein ziviles System mit Schulen, Krankenhäusern und normaler Rechtssprechung einzurichten. Die Bauern soll zudem dabei unterstützt werden, ihren Anbau von Opium auf normale Feldfrüchte umzustellen.