Wenn US-Präsident Barack Obama seine Reformpläne des Finanzsektors politisch durchsetzen könnte, bräche in der Bankenwelt ein neues Zeitalter an. Denn die Lehren aus der noch nicht einmal vollständig überwundenen Krise würden radikal verwirklicht: Obama will die Größe der Bankkonzerne begrenzen, damit künftig das Argument, sie seien zu groß, um sie fallen lassen zu können, nicht mehr zieht. Dazu sollen die Geldhäuser das Kundengeschäft vom sogenannten Investmentbanking - also den Aktivitäten an den Finanzmärkten - trennen.
Umstrittenster Bestandteil der in der vergangenen Woche vorgestellten Pläne des Präsidenten ist aber die drastische Begrenzung des Eigenhandels der Banken. Diese dürften dann praktisch nur noch im Auftrag von Kunden mit Wertpapieren handeln und zum Beispiel nicht mehr in Hedgefonds investieren. Gerade dieser Eigenhandel hatte den Banken in der Krise immense Verluste eingebracht, in guten Zeiten jedoch für sehr hohe Gewinne gesorgt.
Nach dem Verständnis von Obama würden die Finanzkonzerne mit diesen Reformen wieder auf ihren ursprünglichen Zweck beschränkt. Die Veränderungen beträfen nicht nur US-Häuser mit starkem Investmentbankanteil wie etwa Goldman Sachs oder Morgan Stanley, sondern auch die international tätige Deutsche Bank.
Deren Chef Josef Ackermann kritisierte die Vorschläge gestern beim Weltwirtschaftsforum in Davos: "Am Ende könnten wir alle die Verlierer sein, wenn wir keine effizienten Märkte mehr haben." Derartige Begrenzungen führten in die Irre, da sie nur die Gefahr erhöhten, dass manche Anbieter in unregulierte Kapitalmärkte flüchteten. Dadurch sei am Ende die gesamte globale Wirtschaft gefährdet.
Zudem warnte Ackermann vor Alleingängen der Regierungen. "Wenn jedes Land dieser Welt eigene Vorschriften erlässt, schafft das mehr Komplexität, und die Aufsicht über Finanzinstitute wird erschwert." Dagegen sagte der Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Strichet, die Pläne der US-Regierung gingen "in dieselbe Richtung wie unsere Position". Es sei notwendig, dafür zu sorgen, dass der Bankensektor sich "auf die Finanzierung der Realwirtschaft konzentriert", sagte Strichet dem "Wall Street Journal".