Er spricht ruhig und doch eindringlich, er beherrscht die Klaviatur der Diplomatie und lässt doch nicht den Hauch eines Zweifels aufkommen, um wie viel es geht: Dieser Klimagipfel, die vierte Vertragsstaatenkonferenz unter seiner Regie, müsse zum historischen Wendepunkt im Kampf gegen die Erderwärmung werden - "und sie wird es werden", sagt Yvo de Boer (55), der Chef des Uno-Klimasekretariats in Bonn.

Als der Niederländer im August 2006 zum obersten Klimaschützer der Vereinten Nationen wurde, wusste der Diplomatensohn, worauf er sich einließ. Schließlich hatte er bereits zum Gipfel 1997 im japanischen Kyoto die europäische Position miterarbeitet und führte anschließend die EU-Delegation durch zahlreiche, zum Teil heiß umstrittene Konferenzen, die jener in Kyoto (mit dem gleichnamigen Protokoll) folgten.

Als der dreifache Vater am Ende einer der zähen Gipfel-Vorbereitungsrunden im April dieses Jahres in Bonn aufgefordert wurde, die beiden damals tagenden Arbeitsgruppen zu benoten, tat er dies mit den Worten: "Ein guter Lehrer ermutigt seine Schüler. Deshalb würde ich allen 100 Prozent geben, für ihren Einsatz." Andererseits spricht er von "krimineller Verantwortungslosigkeit", wenn die Weltgemeinschaft nicht endlich mehr für den Klimaschutz tut. In Indien eckte er mit seiner Forderung an, das Milliardenvolk müsse ebenfalls einen Beitrag leisten. Er war so deutlich geworden, dass sich die Regierung in Delhi beschwerte.

Auf dem Gipfel im indonesischen Bali 2007 täuschten seine Auftritte im bunten Batikhemd vielleicht darüber hinweg, dass Yvo de Boer das Thema bitterernst ist und dass er wie ein Löwe für den Klimaschutz und den fairen Umgang zwischen Industrie- und Entwicklungsländern kämpfen kann. Auf der Abschlusskonferenz lagen seine Nerven dann blank. Als dem Uno-Klimasekretariat vorgeworfen wurde - zu Unrecht, wie sich herausstellte -, beim Ansetzen von Sitzungen die Entwicklungsländer benachteiligt zu haben, verließ de Boer unter Tränen den Saal. Zuvor hatte er, wie viele der Delegierten, zwei Tage ohne Schlaf durchverhandelt. Als er zurückkehrte, applaudierten die Delegationen im Stehen.

Die Tatsache, dass de Boer auf vier Kontinenten aufwuchs (und schließlich in England ein Internat besuchte), hat ihm sehr früh gezeigt, wie unterschiedlich das Leben in den verschiedenen Ländern ist - zu den Stationen zählten Finnland, Hongkong, Uganda, Äthiopien und Österreich. Dies habe ihm geholfen, ein Weltbürger zu werden, so de Boer. Man sagt ihm nach, er habe drei Reisepässe, von denen immer zwei unterwegs sind, um Visa zu bekommen.

Der Gastgeber des Uno-Gipfels in Kopenhagen stellt sein Licht gern unter den Scheffel, wenn es um die eigene Rolle auf den Tagungen geht. Er sei nur Diener und nicht Entscheider, betont er dann. Aber ein guter Diener könne heutzutage nicht einfach nur den Mund halten, so de Boer. Er müsse seinen Dienstherrn auch fragen: "Möchten Sie wirklich schon wieder dasselbe essen? Und sollte Ihre Ernährung nicht etwas vitaminreicher sein?" Vielleicht gelingt es ihm in Kopenhagen, daran mitzuwirken, dass die Welt sich selbst auf Klimadiät setzt und den Treibhausgasausstoß in den kommenden Jahrzehnten deutlich reduziert.