Der wegen Völkermordes angeklagte frühere Serbenführer fordert eine Prozess-Unterbrechung. Das Verfahren sei nicht fair.

Den Haag. Der wegen Völkermordes angeklagte frühere Serbenführer Radovan Karadzic hat seine Richter aufgefordert, den Prozess zu unterbrechen und ihm mehr Zeit für die Vorbereitung seiner Vereidigung zu geben. Er brauche dafür noch mehrere Monate, erklärte Karadzic bei einer Anhörung. Sonst müsse er dem Prozess weiter fernbleiben, weil das Verfahren nicht fair wäre, erklärte er.

Der 64-Jährige erschien zum ersten Mal seit der Eröffnung des Völkermord-Prozesses am 26. Oktober vor dem Tribunal. Der Vorsitzende Richter O-Gon Kwon widersprach Karadzic. Er habe genug Zeit für die Vorbereitung bekommen. Zudem sei es Sache des Gerichtes und nicht des Angeklagten zu entscheiden, wann ein Verfahren reif für die Eröffnung eines Prozesses ist.

Die Anklagevertretung appellierte an das Gericht, Karadzic' Forderungen nicht zu erfüllen. Zugleich bot die deutsche Staatsanwältin Hildegard Uertz-Retzlaff einen Kompromiss an. Falls Karadzic am Prozess teilnehmen und mit seiner Verteidigung beginnen würde, könne ihm erlaubt werden, später mehr Zeit in Anspruch zu nehmen und zusätzliche Argumente vorzubringen. Sollte er dazu nicht bereit sein, müsse das Gericht ihm das Recht aberkennen, sich selbst zu verteidigen und einen Pflichtanwalt einsetzen. Dann könne der Prozess auch ohne den Angeklagten weitergehen. (dpa)