Autobomben, Geiselnahmen: Die radikalislamischen Taliban stürzen Pakistan mit mehreren Anschlägen in ein blutiges Chaos.
Lahore. Die Serie von Terroranschlägen der Taliban reißt in Pakistan nicht ab: Bei mehreren Anschlägen im Norden des Landes sind mehr als 30 Menschen in den Tod gerissen worden. Die Attentäter griffen drei Einrichtungen der Sicherheitskräfte in der Stadt Lahore an, im Bezirk Kohat attackierte ein Selbstmordattentäter eine Polizeiwache. Präsident Asif Ali Zardari erklärte, die Regierung werde sich von den Gewalttaten nicht von der geplanten Bodenoffensive gegen Extremisten in Süd-Waziristan im Grenzgebiet zu Afghanistan abhalten lassen.
Beim ersten Angriff am Vormittag wurden nach Behördenangaben vier Regierungsmitarbeiter, zwei Angreifer und ein Passant getötet. Einer der Toten habe eine mit Sprengstoff präparierte Jacke getragen, erklärte die Polizei. Der zweite Angriff richtete sich gegen eine Polizeiakademie. Eine Autobombe riss dort zehn Menschen in den Tod. Ein weiterer Angriff auf ein Elite-Ausbildungszentrum in der Nähe des Flughafens kostete nach Angaben von Sicherheitskräften einen Polizisten und fünf Angreifer das Leben. Die Täter hatten vorübergehend mehrere Menschen als Geiseln genommen, wie Chaudhry Shafiq sagte. Alle wurden unverletzt befreit.
Acht weitere Menschen wurden bei einem Selbstmordanschlag in der Nähe einer Polizeiwache in Kohat getötet. Unter den Opfern seien auch Zivilpersonen, sagte Polizeisprecher Afzal Khan. Unter den Trümmern des eingestürzten Gebäudes würden weitere Opfer vermutet.
Ingesamt wurden bei Selbstmordanschlägen in Pakistan in den vergangenen zwei Wochen mehr als 100 Menschen ums Leben. Die radikalislamischen Taliban haben die Verantwortung für die meisten Explosionen übernommen und drohen den Streitkräften mit weiteren Gewalttaten, falls sie nach Süd-Waziristan vordringen. Dort fliegt die Regierung bereits seit Tagen Luftangriffe, rund 200.000 Menschen sind seit August aus der Region geflohen. Präsident Zardari sagte staatlichen Medien am Donnerstag, die Regierung halte an ihrem Vorgehen gegen die Extremisten fest. Die Islamisten hätten „einen Guerilla-Krieg begonnen“, sagte Innenminister Rehman Malik.
Bei einem mutmaßlichen US-Raketenangriff im Nordwesten des Landes wurden unterdessen vier Menschen getötet. Die Opfer in Nord-Waziristan seien vermutlich militante Islamisten gewesen, teilten zwei Geheimdienstmitarbeiter mit. In letzter Zeit greifen die US-Streitkräfte häufig Ziele in Pakistan an, um so Kämpfer der Taliban und des Terrornetzes Al Kaida zu töten.