Libyens Staatschef Muammar al-Gaddafi fordert mehr Macht für kleine Staaten. Israel bemüht sich um einen Iran-Boykott.
New York. Der libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi will in seiner ersten Rede vor den Vereinten Nationen an diesem Mittwoch gleich mit radikalen Vorschlägen aufwarten. Die staatliche libysche Nachrichtenagentur Jana meldete: „Der Bruder Revolutionsführer und Vorsitzende der Afrikanischen Union wird der Generalversammlung der Vereinten Nationen radikale Lösungen vorschlagen, die diese Organisation in ihren Grundfesten erschüttern werden.“
Gaddafi werde sich dafür aussprechen, den kleinen Staaten genauso viel Macht einzuräumen wie den Großmächten. Außerdem solle es im Weltsicherheitsrat künftig kein Veto mehr geben. Libyen hat in diesem Sitzungsjahr, das in der vergangenen Woche begonnen hatte, turnusgemäß den Vorsitz. Gaddafi wird bei der Generaldebatte direkt nach US-Präsident Barack Obama sprechen.
Israel bemüht sich derweil, einen Boykott der Rede des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad vor der Generalversammlung zu organisieren. Israel habe sich in den vergangenen Tagen an die Außenministerien mehrerer Länder mit der Bitte gewandt, dass deren höchste Vertreter die Tagungshalle während der Rede Ahmadinedschads am Donnerstag in New York verlassen, sagte die israelische Uno-Botschafterin Gabriela Schalev dem israelischen Rundfunk. Danach werden Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Außenminister Avigdor Lieberman und Verteidigungsminister Ehud Barak auf alle Fälle den Raum verlassen.
Ahmadinedschad hatte mit seiner jüngsten Äußerung, der Holocaust sei „eine falsche Behauptung, ein Märchen, das als Vorwand für Verbrechen gegen die Menschheit benutzt wird“, für große Empörung in Israel und weltweit gesorgt. Israels Ministerpräsident Netanjahu will nach Angaben hochrangiger Mitarbeiter am Donnerstag „eine dramatische Rede“ halten und sich dabei auf den Iran konzentrieren.