Die Terroristen rücken immer näher an die Hauptquartiere der Nato-Truppen heran. Grünen-Chef Cem Özdemir warnt im Abendblatt vor einem Vertrauensverlust der Soldaten.
Kabul/Hamburg. Bei einem Selbstmordanschlag der Taliban vor dem militärischen Teil des Flughafens Kabul sind nach Behördenangaben drei Zivilisten getötet worden. Der Sprecher des Innenministeriums sagte, sechs weitere Zivilisten seien bei der heftigen Detonation verletzt worden.
Der Attentäter habe sich in einem Auto vor dem militärischen Teil des Flughafens in der afghanischen Hauptstadt in die Luft gesprengt. Die Internationale Schutztruppe Isaf bestätigte den Anschlag. Ein Augenzeuge namens Ahmad Dschamal sagte, der Attentäter habe den Sprengsatz gezündet, als zwei Isaf-Fahrzeuge in den militärischen Teil des Flughafens fuhren. Augenzeugen berichteten, Krankenwagen hätten Verletzte aus der Gegend herausgefahren. Ein Mitarbeiter des Flughafens, der ungenannt bleiben wollte, sagte, in seinem Büro habe die Wucht der Detonation die Fensterscheiben zerstört. Taliban- Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte, ein aus dem Süden Kabuls stammender Kämpfer der Aufständischen namens Mohammadullah habe einen IsafKonvoi angegriffen.
Heute will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Bundestag eine Erklärung zu dem von der Bundeswehr eingeleiteten Luftangriff in Afghanistan abgeben. Auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) soll Stellung nehmen. „Der Vorfall muss aufgeklärt werden“, sagte Merkel in der ARD-Sendung „Wahlarena“. Gleichzeitig forderte sie eine deutliche Verbesserung der Lage in Afghanistan bis zum Jahr 2014. „Wir müssen schauen, dass wir in den nächsten fünf Jahren einen massiven Schritt vorankommen“, sagte Merkel. Es müsse jetzt „Tempo gemacht“ werden beim Aufbau möglichst eigenständiger afghanischer Sicherheitskräfte.
Grünen-Chef Cem Özdemir kritisierte die Reaktion von Verteidigungsminister Franz Josef Jung auf den Luftangriff. Wer wie Jung eisern daran festhalte, der Angriff sei richtig gewesen, „verspielt in Afghanistan jedes Vertrauen in die internationalen Soldaten“, sagte Özdemir dem Hamburger Abendblatt. Jung und Merkel gefährdeten mit ihrer Reaktion auf das Bombardement die Bundeswehrsoldaten vor Ort. Özdemir lehnte Forderungen nach einem Abzug aus Afghanistan ab. „Wenn ein Land von einer terroristischen Vereinigung besetzt wird, ist auch unsere Sicherheit bedroht“, sagte er.