Die Beamten standen gerade beim Morgenappell. Mindestens 20 Tote hat der Anschlag gefordert. Die Explosion hat eine verheerende Kettenreaktion ausgelöst.
Nasran/Moskau. Ein Selbstmordattentäter hat bei einem Bombenanschlag auf eine Polizeiwache im Nordkaukasus mindestens 20 Menschen getötet. Die Angaben zur Zahl der Verletzten schwankten zwischen 60 und 92. Der schwerste Anschlag seit Monaten in der an Tschetschenien grenzenden südrussischen Provinz Inguschetien zeigte, dass in der Region allen Bekundungen des Kremls zum Trotz keineswegs Ruhe eingekehrt ist. In Tschetschenien kämpfen Separatisten seit 15 Jahren für die Unabhängigkeit des Gebiets von Russland. Nach zwei Kriegen gibt es dort zwar keinen größeren Kampfhandlungen mehr, die anhaltenden Spannungen haben aber auf die angrenzenden Regionen übergegriffen.
Bei dem Anschlag rammte der Täter mit einem mit Sprengstoff beladenen Kleinlaster das Tor zum Polizeihauptquartier in der Stadt Nasran, wo sich die Beamten gerade zum Morgenappell versammelt hatten. Der Angreifer und der Wagen wurden bei der Explosion pulverisiert, wie Swetlana Gorbakowa vom regionalen Büro des russischen Generalstaatsanwalts sagte.
Die Polizeiwache stand nach der Explosion in Flammen, auch ein angrenzendes Wohnhaus und mehrere Bürogebäude wurden teils schwer beschädigt. Polizisten hatten noch versucht, das heranrasende Fahrzeug mit Schüssen zu stoppen, was aber nicht gelang, wie der stellvertretende inguschische Innenminister Dsyaudin Dsortow sagte. Die Explosion löste einen Brand aus, der Stunden wütete und auch ein Waffenlager zerstörte, in dem Munition explodierte.
Inguschetien war in jüngster Zeit wiederholt Schauplatz von Schießereien, Anschlägen und Angriffen auf die Sicherheitskräfte. Der vom Kreml ernannte Präsident Junus-Bek Jewkurow wurde im Juni bei einem Anschlag schwer verletzt. In einer Erklärung teilte Jewkurow mit, der Selbstmordanschlag sei von Aufständischen organisiert worden, die sich für jüngste Razzien der Sicherheitskräfte im Grenzgebiet rächen wollten. In einem Interview mit dem russischen Rundfunk machte Jewkurow den tschetschenischen Rebellenführer Doku Umarow für das Attentat vom Juni verantwortlich.