Verwirrung nach der Präsidentenwahl im Iran: Am späten Freitagabend haben sich beide Seiten zu Siegern erklärt.

Teheran - Der amtierende Präsident Mahmud Ahmadinedschad ließ über die staatliche Nachrichtenagentur Irna erklären, er habe die Abstimmung gewonnen. Laut Wahlkommission lag Ahmadinedschad nach Auszählung von 20 Prozent der Stimmen mit 69 Prozent Zustimmung klar in Front. Auf seinen Herausforderer, den Reformer Mir Hussein Mussawi, seien nur 26 Prozent der Stimmen entfallen.

Mussawi selbst erklärte dagegen, er sei der "definitive Gewinner" der Wahl. Ein Mitarbeiter sagte, "etwa 65 Prozent" der Iraner hätten für Mussawi votiert.

Bei der Wahl waren mehr als 46 Millionen Menschen zur Stimmabgabe aufgerufen. Der Andrang war so groß, dass sich vor den Wahllokalen lange Schlangen bildeten. Unabhängige Beobachter rechneten damit, dass dies dem Reformer Mussawi genutzt haben könnte.

Mussawis meist jugendliche Anhänger nutzten für den Wahlkampf verstärkt auch das Internet und SMS-Botschaften. Doch am Freitag konnten keine SMS mehr verschickt werden, das Netz war außer Betrieb. Mussawis Anhänger versprechen sich von ihm größere Freiheiten, eine Öffnung zum Westen und eine bessere Wirtschaftspolitik. Zur Mobilisierung der Jugend, insbesondere junger Frauen, hat Mussawis beliebte Ehefrau Sarah Ranahward, eine frühere Universitätsdekanin, entscheidend beigetragen.

Ahmadinedschad hat seine Anhänger dagegen bei der Landbevölkerung und den Armen Teherans. Die mächtigen Revolutionsgarden warnten vor der Wahl, dass sie jeden Versuch einer "Revolution" der Opposition niederschlagen würden.