Als am Ende des Brüsseler EU-Gipfels alle strittigen Punkte abgearbeitet waren, wirkten sie beinahe wie ein unzertrennliches Paar. Dabei begann die...

Brüssel. Als am Ende des Brüsseler EU-Gipfels alle strittigen Punkte abgearbeitet waren, wirkten sie beinahe wie ein unzertrennliches Paar. Dabei begann die Woche mit deutlichen Spannungen zwischen dem französischen Präsidenten und EU-Ratspräsidenten Nicolas Sarkozy und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Sie war nicht zum Vorbereitungstreffen nach London eingeladen. Er fürchtete, die Kanzlerin könne seinen Gipfelerfolg gefährden. Doch schließlich bekannte Merkel am Freitagnachmittag: "Ich habe wunderbar mit Nicolas Sarkozy zusammengearbeitet und das werden wir auch weiterhin tun." Und der Franzose nicht weniger galant: "Zwischen mir und Madame Merkel läuft es gut." Zuvor war Merkel vor allem von der französischen und britischen Presse von der "Klima-Queen" zur "Madame Non" umbenannt worden, weil sie beim Klimaschutz eher die deutschen Arbeitsplätze als die schmelzenden Eisberge im Sinne habe. Und beim Konjunkturpaket rügten nicht nur die Franzosen die vermeintliche Passivität der Deutschen, sondern auch die Schwesterpartei CSU sitzt Merkel mit den ständigen Forderungen nach Steuersenkungen im Nacken.

Merkel nahm das mit erstaunlicher Gelassenheit hin und verfolgte ihre Doppelstrategie, sowohl den Klimaschutz als auch deutsche Wirtschaftsinteressen im Auge zu behalten. "Die Amerikaner können vielleicht 300 Milliarden für den Straßenbau ausgeben, ich kann das nicht", sagt die Kanzlerin. Aus ihrer Umgebung heißt es, Merkel müsse nicht an jedem "Überbietungswettbewerb" teilnehmen, wer zuerst welche Maßnahme zur Linderung der Finanz- und Wirtschaftskrise ergreife. "Ich kann mich beteiligen, aber ich kann auch auf dem Boden der Tatsachen bleiben", befand Merkel stoisch.

So wurden die Tage von Brüssel zur Bewährungsprobe für den kleinen Mann, der immer in Bewegung ist und deswegen auch "Speedy Sarko" genant wird. Sollten die EU-Kollegen nicht mitziehen, hat Sarkozy ihnen einen letzten Sondergipfel angedroht - am 30. Dezember in Brüssel. Der ist nun nicht nötig - vor allem weil Sarkozy und Merkel zueinander und zu den Kompromissen in Sachen Konjunktur, Klima und Irland fanden - ohne sich etwa bei Steuersenkungen zu einigen.

"Ich habe mit allen hervorragend zusammengearbeitet, es war ein guter, harmonischer, erfolgreicher und interessanter Gipfel", bilanziert Merkel am Freitagnachmittag, dank der französischen Ratspräsidentschaft sowie der EU-Kommission. Und fügt energisch hinzu: "Heute war 'Madame Yes' oder 'Oui' angesagt."