Hamburg. Eine nukleare Explosion herbeizuführen ist eine Sache. Atomsprengköpfe über eine weite Entfernung aber auch zum Einsatz zu bringen und damit als Waffe und Bedrohung zu nutzen, eine ganz andere. Dass Nordkorea in der Lage ist, einen Sprengsatz unterirdisch zu zünden, hat das Land gestern bewiesen. Doch es gibt trotz der Raketentests der Nordkoreaner international erhebliche Zweifel an der Einsatzfähigkeit ihrer Atomwaffen.
Grundsätzlich lassen sich Atomwaffen, wie auch konventionelle Waffen, auf drei Wegen zum Gegner transportieren: Per Flugzeug, per Rakete von Land und per Rakete von See. Alle drei Fähigkeiten zusammen werden die nukleare Triade genannt. Nachweislich gibt es auf der Welt derzeit vier Nationen, die über Bomber, Raketen und die entsprechenden Raketen-U-Boote verfügen: Die USA, Russland, Frankreich und Großbritannien. China und Indien haben noch keine tauglichen U-Boote. Ebenso wenig wie Pakistan und Israel.
Da Atomwaffen in erster Linie eine strategische und damit politische Waffe sind, muss das Land, das sie einsetzen will, in der Lage sein, die Sprengköpfe über weite Strecken zu transportieren.
Nordkorea stützt seine Ambitionen als Atommacht derzeit nur auf Raketen, die von Land aus abgefeuert werden. Denn die Seestreitkräfte Pjöngjangs bestehen aus einer Handvoll Fregatten und veralteten kleinen Küsten-U-Booten. Die Luftstreitkräfte sind ebenso veraltet und Bomber, die eine Atomwaffe über mehrere Hundert Kilometer tragen könnten, fehlen.
Bleiben also die Raketen. Nordkorea hat nachweislich Scud-Raketen vom Typ B und C in seinem Arsenal, die höchstens 550 Kilometer Reichweite haben. Die ursprünglich sowjetischen Raketen wurden in Nordkorea weiterentwickelt zur "No-dong-1"
mit einer Maximalreichweite von 1300 Kilometern bei höchstens einer Tonne Nutzlast. Damit können die japanischen Inseln erreicht werden. Etwa 100 Raketen dieses Typs sollen im Arsenal der Volksstreitkräfte sein. Die Zahl der Atomsprengkörper wird derzeit auf zwei bis sechs geschätzt.
Nordkorea arbeitet daran, diese Rakete weiterzuentwickeln und die Reichweite auf bis zu 12 000 Kilometer zu erhöhen. Diese zwei- und dreistufigen Interkontinentalraketen sollen auch in der Lage sein, Satelliten abzusetzen, wurden aber noch nicht getestet.
Doch neben der Trägerrakete gilt es ein weiteres Problem zu lösen: Größe und Gewicht des Gefechtskopfes. Nordkorea muss in der Lage sein, einen Atomsprengkopf zu bauen, der einschließlich aller Zündtechnologie und Steuerelektronik allerhöchstens 1000 Kilogramm wiegt.