BERLIN. Ein Besuch des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad bei der Fußball-Weltmeisterschaft, über den bereits in Deutschland gestritten wurde, steht offenbar doch nicht zur Diskussion.
Die Sport-Nachrichtenagentur SID zitierte gestern den Sprecher des iranischen Außenministeriums Reza Asafi aus Teheran mit den Worten: "Es ist nicht geplant, daß Herr Ahmadineschad nach Deutschland reist und sich dort ein Spiel im Stadion anschaut." Damit widersprach er der Ankündigung eines Funktionärs des iranischen Fußball-Verbandes: Der hatte Ende letzter Woche in Nürnberg einen WM-Besuch Ahmadinedschads in Aussicht gestellt.
Darauf bezogen sagte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) am Wochenende bei einer Veranstaltung des Deutschen Fußballbundes (DFB) in Bad Boll: "Er kann natürlich zu den Spielen kommen. Mein Rat ist, wir sollten gute Gastgeber sein." Der Minister merkte mit Blick auf anti-israelische Äußerungen des iranischen Staatschefs aber an: "Es wird nicht ganz einfach sein, weil er Sachen gesagt hat, die man nicht akzeptieren kann."
Ahmadinedschad hatte international Empörung ausgelöst, weil er mehrfach den Massenmord an Millionen Juden durch die deutschen Nationalsozialisten geleugnet hatte. In Deutschland wird dies mit einer Haftstrafe von bis zu fünf Jahren bestraft. Zudem hatte er Israel als einen Tumor bezeichnet, der von der Landkarte verschwinden müsse. Gleichzeitig will die Bundesregierung mit dem an einem umstrittenen Atomprogramm arbeitenden Land im Gespräch bleiben, um sich Einflußmöglichkeiten zu erhalten.
Der Zentralrat der Juden kritisierte Schäubles Äußerungen heftig. Generalsekretär Stephan Kramer sagte, wenn das Methode werde, könnten sich andere Holocaust-Leugner und Rassisten entspannt zurücklehnen. Schäuble setze die Glaubwürdigkeit der Bundesregierung im Kampf gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit aufs Spiel.