Kommentar: Angriffe auf Irans Atomanlagen
Amerikas Aufdeckungsreporter Seymour Hersh hat schon einigen Generationen zu Erkenntnis verholfen. Vor fast 40 Jahren förderte er das Vietnamkriegs-Massaker von My Lai ans Licht. Und er hat als erster über die Greuel im US-Militärgefängnis von Abu Ghraib berichtet.
Wenn Hersh jetzt enthüllt, daß Amerikas Regierung Luftschläge gegen iranische Atomanlagen schon im Detail plant, ist das zunächst einmal nicht beunruhigend, sondern ermutigend.
Verhandlungen, die den Iran bewegen sollen, die Entwicklung eigener Atomwaffen zu stoppen, brauchen als Mittel des letzten Augenblicks die glaubwürdige Androhung von Gewalt. Wer darauf verzichten wollte, stellte Verhandlungsergebnisse in das Belieben des iranischen Regimes.
Im Grunde geht es um die gleiche Diskussion wie vor dem Irak-Krieg. Damals scherte Gerhard Schröder aus. Dieses Mal hat die Kanzlerin Angela Merkel gegenüber dem Iran bewußt und mit kluger Formulierung gesagt, die Welt habe mit Appeasement schon einmal einen ungeheuerlichen Fehler begangen. Wer so spricht, muß wissen, daß er sein Risiko erhöht, zur Tat zu schreiten.
Atomwaffen für den Iran? Das Regime unter der Führung von Ahmadinedschad wäre das letzte Regime, das die Hand an den Drücker bekommen dürfte.
Denn der einzig eigene und sichere Hafen dieser Welt für die Nachfahren der Millionen verfolgten und in Konzentrationslagern ermordeten Juden ist Israel. Und dieser Heimat, diesem Staat hat der iranische Präsident Ahmadinedschad das Existenzrecht abgesprochen. Unbelehrbar, immer wieder. Es geht heute auch darum, die Gefahr eines zweiten Holocaust zu verhindern.
Niemand allerdings sollte davon faseln, daß man nur Bomben auf ein Land schmeißen müsse, damit ein Volk ein Regime abschüttelt. Drittes Reich, Irak - daß es so nicht funktioniert, müßte dem Weißen Haus bewußt sein. Um iranische Atombewaffnung zu verhindern, wäre das einzig mögliche operative Ziel die Zerstörung der iranischen Atomanlagen. Um Zeit zu gewinnen. Damit Iraner tun können, was sie tun müssen. Sich selbst befreien.