Auf Inszenierung und Kalkül verstehen sich die Herren in Pjöngjang: Pünktlich zur großen Abrüstungsrede Barack Obamas, die die Hoffnung auf eine...

Auf Inszenierung und Kalkül verstehen sich die Herren in Pjöngjang: Pünktlich zur großen Abrüstungsrede Barack Obamas, die die Hoffnung auf eine atomwaffenfreie Welt nährt, schießen sie eine Rakete in den Himmel. Angeblich soll sie einen Satelliten in den Orbit gebracht haben, der revolutionäre Lieder aus dem All auf die Erde rieseln lässt. Da so etwas aber nicht einmal die Kommunisten Nordkoreas brauchen, liegt der Verdacht des Restes der Welt näher, dass hier eine Trägerrakete getestet wurde, die auch atomare Sprengköpfe in ferne Ziele bringen könnte.

Was die Clique um den Diktator Kim Jong-il braucht, ist Drohpotenzial gegenüber dem Westen und seinen Nachbarn - weil sie sonst nichts zu bieten hat. Das im tiefsten Stalinismus erstarrte Staatsgebilde ist weder in der Lage, seine in absoluter Isolation gehaltene Bevölkerung zu ernähren, noch hat es irgendetwas auf dem Weltmarkt zu bieten. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs sind die letzten Verbündeten abhandengekommen. Selbst Peking ist der kleine Nachbar mittlerweile peinlich geworden. Das sattsam bekannte Diplomaten-Jojo um Pjöngjangs Atom- und Raketenprogramme hat vor allen Dingen den Zweck, Hilfsprogramme zu erpressen, die die einzige kommunistische Erbdiktatur der Welt am Leben halten sollen. Dafür werden die letzten Ressourcen des Landes verschleudert.

Ein unmittelbarer Angriff des kleinen Landes auf wen auch immer dürfte nicht bevorstehen. Ein Regime, das aber nunmehr seit zwei Jahrzehnten am Abgrund taumelt, ist auch unberechenbar. Und das macht zu Recht Sorgen.

Die eigentlichen unmittelbar betroffenen Opfer der Politik Kims sind aber die 20 Millionen unter unwürdigen Umständen lebenden Nordkoreaner, die der Diktator als private Geiseln für seinen Machterhalt genommen hat.