Amerikanischer Firmenbesitzer spendet Mittellosen die Feier ihres Lebens. Über 1,5 Millionen Dollar spendet er, damit “auch diejenigen feiern, die sonst keine Möglichkeit haben, an der Amtseinführung und den Festivitäten teilzunehmen“.

Hamburg/Washington. Es ist der Ball ihres Lebens. Prince Brooks, ein obdachloser Vietnam-Veteran aus Galveston/Texas, und Pflegemutter Pat Delfosse aus Fontana/Kalifornien, die mit acht Schützlingen angereist ist, können es nicht fassen. Sie können die Feierlichkeiten zur Amtseinführung von Barack Obama live in Washington miterleben. Kostenlos. Im feinen Marriott-Hotel, inklusive Ball und Night-Tour durch die Stadt. Und die große Parade sehen sie von einem beheizten Zelt auf der Hotel-Terrasse. Ein Traum.

Möglich gemacht hat ihn ein schwarzer Unternehmer: Earl W. Stafford (60), Besitzer einer Firma für Militärtechnologie in Virginia, aufgewachsen mit elf Geschwistern in der Familie eines Baptistenpredigers. Er hatte sich während der Wahl geschworen: Wenn der erste afro-amerikanische Kandidat gewinnt, sollen "auch diejenigen feiern, die sonst keine Möglichkeit haben, an der Amtseinführung und den Festivitäten teilzunehmen", sagte er der "Washington Post". Für diesen Zweck stiftete Stafford eine Million Dollar und war bereit, weitere 600 000 Dollar aufzuwenden. Zügig setzte er seine Idee um: Hunderte Menschen wurden eingeladen, Vorschläge für Kandidaten kamen aus dem ganzen Land. Es sind Hurrikan-Opfer aus New Orleans, Arbeits- und Obdachlose, minderjährige Mütter und Familien, die ihr Haus in der Krise verloren oder von der Sozialhilfe leben.

Ruth Campbell (91) aus Alabama zum Beispiel, die noch die Auswüchse der Rassentrennung miterlebt hat, wurde von Verwandten vorgeschlagen. Eine Behindertenwerkstatt in Wichita fragte an, ob 13 ihrer Angestellten mitfahren dürften.

Die Kalifornierin Pat Delfosse, die mit kleinem Einkommen vier Enkel, drei adoptierte und ein Pflegekind großzieht, entdeckte Staffords Aktion im Internet. "Ich habe unsere Bewerbung abgeschickt und dann wieder vergessen", sagte sie. "Plötzlich bekamen wir einen Anruf, dass wir kommen können! Es ist unglaublich."

Unterstützung erhielt Stafford unter anderem von der National Urban League, der ältesten amerikanischen Wohlfahrtsorganisation für Schwarze, und dem "Joint Center for Political and Economic Studies", dem ersten schwarzen Think Tank der USA. Nicht nur die Flüge und Busfahrten der Gäste mussten gebucht werden. Eine Schar von Freiwilligen wurde eingewiesen, um die Gäste zu betreuen. Bei wohlhabenden Sponsoren wurde eine umfangreiche Sammelaktion für Abendgarderobe gestartet. Hunderte von Kleidern, Handtaschen, Stolen gingen ein, allein rund 200 Smokings. Eine Schuhfirma in Atlanta stiftete 100 Paar Herrenschuhe, Friseure, Maniküren und Näherinnen wurden geordert.

Als das JW Marriott-Hotel nach der Wahl ein 1-Million-Dollar-Paket zur Amtseinführung anbot 300 Zimmer, vier Suiten, Verpflegung und Getränke für drei Tage sowie besten Blick auf die Parade auf der Pennsylvania Avenue buchte Stafford sofort. "Ich möchte, dass die Leute ihren Kindern und Enkeln von diesem Erlebnis erzählen können", sagte er auf CNN. Der Hotelmanager zeigte sich "buchstäblich überwältigt" von der Aktion.

Überwältigt waren nach der Ankunft vorgestern auch die Gäste. Tayah (9) und Ashley (13) Love stürzten begeistert in die Kleiderkammer und ließen sich beim Aussuchen von Ballkleidern helfen. Ihnen wie auch den meisten anderen der People's-Ball-Gäste ist ihr Gönner völlig unbekannt auch Vietnam-Veteran Brooks hat ihn nie gesehen. "Ich glaube, er hat auf sein Herz gehört", sagte Brooks über Stafford, "jeder von uns hat eine Seele, die etwas schenken kann. Das hat er getan."