Israel will einen Hilfskorridor für die Menschen im Gazastreifen öffnen. Ministerpräsident Ehud Olmert wolle so eine humanitäre Krise in dem Palästinensergebiet verhindern, teilte Olmerts Büro in der Nacht zum Mittwoch mit. Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas forderte vor dem UN-Sicherheitsrat in New York ein Ende des „Massakers“ an seinem Volk. Bilder zum Artikel
Es gehe um die zeitlich begrenzte Öffnung bestimmter Sektoren, erläuterte Olmerts Büro. Die Einzelheiten würden vom Verteidigungsministerium ausgearbeitet. Ein Termin wurde zunächst nicht genannt. Hilfsorganisationen haben vor einer "totalen" humanitären Krise im Gazastreifen gewarnt. Seit Beginn der Armeeoffensive am 27. Dezember wurden dort weit über 600 Menschen getötet und fast 3000 verletzt.
Ägyptens Staatschef Husni Mubarak lud Israelis und Palästinenser am Dienstag nach einem Treffen mit Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy zu dringenden Verhandlungen in sein Land ein und forderte eine sofortige Waffenruhe. Die Konfliktparteien sollten "Vereinbarungen und Garantien" erwirken, um die Eskalation der Gewalt zu beenden.
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Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner sagte beim Treffen des UN-Sicherheitsrats in New York, Mubarak habe Olmert für Mittwoch nach Kairo eingeladen. Eine Antwort Olmerts stand noch aus. US-Außenministerin Condoleezza Rice sagte derweil, ihr Land sei erfreut über die ägyptische Initiative und empfehle diese.
Am Mittwoch wollte der Sicherheitsrat um 11 Uhr Ortszeit (17 Uhr MEZ) erneut zusammenkommen. Dann sollten die Minister und Diplomaten über einen von Libyen im Namen mehrerer arabischer Staaten eingebrachten Entwurf für eine Resolution zu dem Konflikt beraten.
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Der Entwurf fordert unter anderem eine sofortige Waffenruhe und den Rückzug der israelischen Armee auf die Positionen vor Beginn der Offensive. Libyens Außenminister Abdel Rahman Schalgam sagte, er hoffe für Mittwoch auf ein Votum zu dem Entwurf. Diplomaten äußerten sich skeptisch. Ihrer Ansicht nach wird die notwendige Unterstützung westlicher Staaten, vor allem der USA, ausbleiben. Abbas hatte in dramatischen Worten eine Resolution verlangt, "die das sofortige Ende der israelischen Aggression fordert."
Frankreich, das derzeit den Vorsitz des UN-Sicherheitsrats innehat, hatte zunächst mit arabischen Ländern an einem Resolutionsentwurf gearbeitet. Am Dienstag sagte Kouchner, dass der Fokus sich jetzt lieber auf die Vermittlungsinitiativen Mubaraks und Sarkozys richten solle: "Der Sicherheitsrat muss diese vielversprechenden Bemühungen unterstützen und fördern."
Nach seinem Treffen mit Mubarak in Ägypten hatte Sarkozy gesagt, Frankreich wünsche keine übereilte Resolution des Sicherheitsrats. Das drohe das Ziel, Frieden zu erreichen, nur zu "verkomplizieren". UN-Generalsekretär Ban Ki Moon kündigte für kommende Woche eine Reise nach Israel und in die Palästinensergebiete an.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) bekräftigte die Forderung der Bundesregierung nach einer Waffenruhe. "Wir müssen die Voraussetzungen für einen Waffenstillstand schaffen", sagte er dem ZDF-"Heute-Journal".
Die israelische Armee setzte ihre Offensive im Gazastreifen Mittwochfrüh fort. Aus El Seitun wurden Kämpfe mit den Palästinensern und Luftangriffe mit einem Toten gemeldet. Die Hamas-Bastion Chan Junis im Süden und Rafah waren Ziel von Luftangriffen. Der Vize-Chef des Terrornetzwerks El Kaida, Aiman el Sawahiri, rief Muslime zu Anschlägen in Israel und westlichen Staaten auf.