Als wär’s ein Stück auf dem Kalten Krieg – mit den Mitteln des World Wide Web: Hacker der Jugendorganisation des Kreml, Naschi, legten das Internet in Estland lahm.
London/Moskau. Die Jugendorganisation des Kreml hat sich zu den Sabotageakten gegen Webseiten von estnischen Behörden vor zwei Jahren bekannt. "Ich würde es nicht Cyber-Attacke nennen, es war eine Cyber-Verteidigung", sagte ein "Kommissar" der Naschi-Organisation, Konstantin Goloskokow, der britischen "Financial Times".
"Wir haben dem estnischen Regime die Lehre erteilt, dass, wenn es illegal handelt, wir in angemessener Weise reagieren." Seine Organisation habe nichts Illegales getan. "Wir haben nur verschiedene Internet-Seiten so lange besucht, bis sie nicht mehr arbeiteten." Eine Anweisung des Kremls habe es nicht gegeben; alles sei auf "Eigeninitiative" der Naschi geschehen.
Die Internet-Angriffe vom April und Mai 2007 hatten zu einer vorübergehenden Schließung von estnischen Regierungsseiten geführt und die Geschäfte führender Unternehmen behindert. Die Attacken kamen, nachdem die estnischen Behörden entschieden hatten, ein sowjetisches Kriegerdenkmal aus dem Zentrum der Hauptstadt Tallinn auf einen weiter entfernten Militärfriedhof zu verlegen. Dies führte im April 2007 zu schweren Ausschreitungen in Tallinn. Die Baltenrepublik hatte sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 unabhängig erklärt und war 2004 der Nato beigetreten.