Am Mittwoch soll der Termin für Neuwahlen bekannt gegeben werden. Der Dax rutschte nach der Ankündigung auf den tiefsten Stand seit Januar.
Athen. Die Athener Gespräche zur Bildung einer Expertenregierung für Griechenland sind geplatzt: Damit wird es Mitte Juni Neuwahlen im Krisenstaat geben. Am Mittwoch sei erstmal eine Sitzung zu den Formalitäten für die Bildung einer Interimsregierung geplant, hieß es nach dem Krisentreffen von Staatspräsident Karolos Papoulias mit Parteispitzen am Dienstag in Athen. Der Parteichef der Sozialisten, Evangelos Venizelos, und das Präsidialamt bestätigten übereinstimmende griechische Medienberichte. Der genaue Wahltermin solle am Mittwoch mitgeteilt werden. Als wahrscheinliches Datum für die Wahlen gilt der 17. Juni. Alle Versuche, eine Regierung zu bilden, sind damit nach den Parlamentswahlen am 6. Mai gescheitert.
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Papoulias hatte am Dienstag einen letzten Anlauf unternommen, um Neuwahlen abzuwenden und die Vorsitzenden von fünf Parteien ins Amtsgebäude geladen. Papoulias wollte versuchen, die Chefs der Konservativen, der Linksradikalen, der Sozialisten, der rechtsorientierten Partei der Unabhängigen Griechen und der kleineren Partei Demokratische Linke zur Bildung einer Regierung aus unabhängigen Experten zu bewegen. Diese Technokratenregierung sollte sich für den Verbleib Griechenlands im Euroland einsetzen.
Mit eindringlichen Worten hatte Papoulias vor einem Scheitern der Regierungsbildung gewarnt. Der Juni könnte dann zu einem „Monat der Tragödie“ für das Land werden. Der Staatspräsident bezog sich dabei auf einen Bericht der amtierenden Regierung, wonach Griechenland dringend eine neue arbeitsfähige Regierung benötigt, um einen Staatsbankrott abzuwenden. Die Vorsitzenden aller Parteien, die theoretisch eine Regierung bilden könnten, wollen Griechenland in der Eurozone halten. Einig sind sie sich auch, dass es Abstriche an dem mit den internationalen Geldgebern vereinbarten Spar- und Reformkurs geben soll. Strittig ist allerdings, wie dies geschehen soll.
Die Ankündigung von Neuwahlen in Griechenland hat Investoren am Dienstag stark verschreckt. Der Dax drehte ins Minus und rutschte um 1,4 Prozent auf 6362 Punkte ab. Das ist der tiefste Stand seit Ende Januar. Der griechische Aktienindex fiel um 5,2 Prozent. Der EuroStoxx50 verlor 1,2 Prozent. Auch die Vorzeichen für den US-Handelsstart drehten auf Rot. „Die Meldung, dass jetzt wirklich Neuwahlen kommen werden, hat hier erst einmal alle aufgescheucht“, sagte ein Händler. „So sehr das auch erwartet war, der erste Schreck sitzt tief.“
Beobachter gehen davon aus, dass die Gegner des Sparprogramms bei den Neuwahlen noch deutlich mehr Stimmen erhalten könnten. Damit wächst die Sorge vor einer Pleite des Landes und einem darauffolgenden Austritt aus der Eurozone. Damit würde nach Einschätzung von Analysten auch wieder die Ansteckungsgefahr für Spanien und Italien steigen. Der spanische Leitindex fiel auf den tiefsten Stand seit September 2003. Der Leitindex der Börse in Mailand rutschte auf ein Siebeneinhalb-Monats-Tief. Der Euro wurde verstärkt verkauft und fiel bis auf 1,2769 Dollar. Das ist der tiefste Stand seit vier Monaten.
Mit Material von dpa/dapd/rtr