Nach Angaben der Provinzregierung wurde bei einem Bombardement in der Nacht zu Sonntag 14 Zivilisten getötet. Nato kündigt Untersuchung an.
Kabul. Bei einem Nato-Luftangriff in der südafghanischen Provinz Helmand sind nach Angaben der Provinzregierung 14 Zivilisten getötet worden, darunter zwölf Kinder. Der Sprecher des Provinzgouverneurs, Daud Ahmadi, sagte, bei dem Bombardement in der Nacht zu Sonntag seien fünf Mädchen, sieben Jungen und zwei Frauen ums Leben gekommen. Drei Kinder, eine Frau und zwei Männer seien verletzt worden. US-Truppen seien zunächst von Taliban-Kämpfern beschossen worden und hätten um Luftunterstützung gebeten. Die Nato-Flugzeuge hätten daraufhin zwei Wohnhäuser mit Zivilisten bombardiert.
Ein Sprecher der Nato-geführten Internationalen Schutztruppe Isaf sagte, man kenne die Vorwürfe über angebliche zivile Opfer. Die Isaf untersuche den Vorfall. Zivile Opfer bei Nato-Angriffen sorgen für zunehmenden Unmut in der afghanischen Regierung und Bevölkerung.
Der afghanische Präsident Hamid Karsai hatte das Verteidigungsministerium erst am Samstag angewiesen, Angriffe ausländischer Truppen zu verhindern, die nicht mit den Afghanen koordiniert sind. Das Ministerium soll nach der Direktive außerdem die gezielten nächtlichen Operationen von US-Spezialeinheiten - sogenannte Night Raids – unter seine Kontrolle bringen. Die Anordnung Karsais dürfte zu Spannungen mit der Nato führen. (dpa)
Lesen Sie auch:
Zwei deutsche Soldaten getötet – erstmals General verletzt
Nach dem tödlichen Selbstmordanschlag auf ranghohe afghanische und deutsche Sicherheitskräfte hat die Bundeswehr die Angaben über die Zahl der Verletzten in den eigenen Reihen erhöht. Neben den beiden getöteten Bundeswehr-Soldaten seien fünf ihrer Kameraden verletzt worden, darunter auch der deutsche Isaf-Regionalkommandeur für Nordafghanistan, General Markus Kneip. Das sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos am Sonnabendabend. Zunächst war von drei verletzten Deutschen die Rede gewesen. Mindestens einer der Attentäter soll sich in Polizeiuniform Zutritt verschafft haben.
Insgesamt fielen sieben Menschen dem Attentat zum Opfer. Der Anschlag vom Sonnabend, zu dem sich die Taliban bekannten, richtete sich gegen ein Sicherheitstreffen in der Stadt Talokan. Damit kamen erneut auch Bundeswehrsoldaten durch Attentäter ums Leben, die in Uniformen die scharfen Sicherheitskontrollen umgehen konnten.
Das Attentat stellt das Konzept des Partnering in Afghanistan nach Einschätzung von Experten erneut in Frage. Ausländische Soldaten sind darauf angewiesen, ihren sogenannten Partnern – den afghanischen Sicherheitskräften – zu vertrauen. Die enge Zusammenarbeit – das Partnering – zwischen internationalen und einheimischen Sicherheitskräften gilt als Schlüssel dafür, das angestrebte Ziel der Nato zu erreichen: Die ausländischen Kampftruppen bis 2014 abzuziehen.
Von den deutschen Verwundeten ist einer schwer verletzt. Leicht verletzt wurde neben General Kneip auch der Kommandeur des Bundeswehr-Lagers am Anschlagsort Talokan. Die Bundeswehr unterrichtete die Angehörigen der Soldaten in der Heimat. Es ist das erste Mal, dass ein deutscher General in Afghanistan zu Schaden kam. Das bislang ranghöchste deutsche Opfer in Afghanistan war ein Oberstleutnant.
Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) forderte die Bundesbürger auf, „gerade jetzt unseren Einsatz in Afghanistan zu unterstützen.“ Zweifel seien erlaubt und sogar angebracht. Doch: „Wir wissen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“
Mit dem Anschlag in Talokan stieg die Zahl der insgesamt in Afghanistan ums Leben gekommenen Bundeswehrsoldaten auf 50. 32 von ihnen starben bei Gefechten oder Anschlägen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nahm die Nachricht vom Tod der deutschen Soldaten „schockiert und traurig“ auf. „Dieser terroristische Anschlag zeigt eine mörderische Menschenverachtung“, sagte sie in der in Berlin verbreiteten Erklärung. Auch Außenminister Guido Westerwelle (FDP) äußerte sich während eines Besuchs im Golfstaat Oman bestürzt über den Terrorakt.
Auf afghanischer Seite starben der Polizeikommandeur für den Norden des Landes, Daud Daud, sowie der Polizeichef der Provinz Tachar, Schah Dschahan Nuri. Unter den Verletzten sei auch Gouverneur Abdul Jabar Taqwa, sagte dessen Sprecher, Fais Mohammad Tawhidi, der dpa.
Einer der Attentäter soll eine Polizeiuniform getragen haben. Der Mann gehörte demnach zu den Sicherheitskräften, die das hochrangige Treffen schützen sollten. Als die Teilnehmer des Treffens den Konferenzraum verlassen hätten, sei der Attentäter auf die Gruppe zugegangen und habe seinen Sprengstoff gezündet. (dpa)