Hamburg. Im Juli 2001 wird eine Tschetschenin namens Aisa Gasujewa beim brutalen Bezirkskommandanten von Ursus Martan südwestlich von Grosny vorstellig. Sie möchte ihren Mann abholen, den die russische Armee festgenommen hatte. Der Kommandant präsentiert ihr zunächst den bestialisch gefolterten Mann, schlitzt ihm dann den Bauch auf und stößt den Kopf seiner Frau in die Eingeweide des Sterbenden. Aisa Gasujewa sprengt sich einige Monate später mitsamt dem verhassten Gadschijew in die Luft. Sie war eine der ersten "Schwarzen Witwen" Tschetscheniens.
Die grausige Episode ist in dem Buch "Die Bräute Allahs" der russischen Journalistin Julia Jusik über die tschetschenischen Selbstmordattentäterinnen enthalten. Auch die Attentate von Moskau wurden offenbar von "Schwarzen Witwen" verübt. Ihr Name rührt von der schwarzen Kleidung her, die sie tragen, da sie oft Witwen oder Angehörige von Männern sind, die von den Russen getötet wurden. Sie sind in der Regel Angehörige der Riyad as-Salihin-Märtyrerbrigade. Der Name, übersetzt "Gärten der Tugendhaften" stammt zynischerweise von einer poetischen Sammlung von Lebensweisheiten des Propheten Mohammed.
Gegründet wurde die Selbstmordeinheit von dem ultrabrutalen Tschetschenenführer Schamil Bassajew, der zahlreiche blutige Anschläge organisierte - wie die Geiselnahme in der Schule in Beslan mit 368 Toten. Auch unter den 41 Geiselnehmern im Moskauer Dubrowka-Theater 2002 waren mehrere Frauen, zwei von ihnen überlebten das Blutbad mit 170 Toten.
Nachdem Bassajew 2006 wohl von russischen Spezialeinheiten per Bombe getötet worden war, hatte die Einheit brachgelegen. Der neue Feldkommandeur Doku Umarow, wie Bassajew ein fanatischer Islamist, stellte die Riyad as-Salihin neu auf.
Die "Schwarzen Witwen", auch "Smertnizy" (Selbstmörderinnen) oder "Schahidki" (Märtyrerinnen) genannt, sind im militanten Islam eine Sondererscheinung - üblicherweise werden Frauen keine Rollen als aktive Kämpferinnen zugebilligt. Zumeist werden die Sprengstoffgürtel der "Schwarzen Witwen" von Militanten ferngezündet, um ein Zögern auszuschließen. In einigen Fällen - wie bei der 15-jährigen Sarema Inarkajewa, die 2002 eine Sporttasche am Polizeirevier in Grosny abgeben sollte - hatten sie keine Ahnung, dass sie missbraucht wurden.