Berlin. Der FDP-Chef wendet sich in einem Video persönlich an CDU-Chef Merz, der sich von seinen ultraliberalen Phantasien völlig entsetzt zeigte.

FDP-Chef Christian Lindner steht wegen der „D-Day“-Affäre unter Druck und seine Partei droht bei der anstehenden Bundestagswahl an der 5-Prozent-Hürde zu scheitern. Umso energischer polarisierte Lindner indem er behauptete, dass der ultraliberale argentinische Präsident Javier Milei und Tech-Milliardär Elon Musk in mancher Hinsicht als Vorbild für Deutschland taugen könnten.

CDU-Chef Friedrich Merz reagierte prompt. Am Mittwochabend zeigte sich der Kanzlerkandidat in der ARD-Sendung „Maischberger“ „völlig entsetzt“ von Lindners Aussagen.

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Jetzt verteidigte FDP-Chef Lindner sich in einem bissigen X-Video gegen die Kritik von Merz. An Merz gewandt sagte Lindner, er wolle sich weder jede Meinung der beiden abschauen noch deren Stil übernehmen. „Aber der eine ist der erfolgreichste Unternehmer der Gegenwart und Beauftragter für den Bürokratieabbau in den USA. Und der andere hat den Mut zu ganz grundlegenden Reformen, sein heruntergewirtschaftetes Land wieder auf Kurs zu bringen.“

Weiter sagte Lindner: „Das sollte nicht zu Entsetzen führen, sondern zu Neugier. Denn vielleicht kann man sich von denen bei uns ja was abschauen – wenn man wirklich was verändern will.“

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Alles andere als versöhnlich: Bundestagswahlkampf per Online-Video

Lindner wandte sich in seinem Online-Video persönlich an den „lieben Friedrich Merz“ und warnte den CDU-Chef vor einer Annäherung an die Grünen. Wenn sich Merz jetzt offen zeige, dass der Grüne Robert Habeck Wirtschaftsminister bleiben könne, „dann könnte das ja ein Zeichen dafür sein, dass es doch nur um eine Form des ‚Weiter so‘ geht – und nicht um die grundlegende Wende, die wir in unserem Land brauchen“, sagte Lindner. 

Merz sagte bei „Maischberger“ auch, Deutschland brauche gerade in der Wirtschaftspolitik einen Politikwechsel. „Mit Habeck oder ohne Habeck. Das muss Habeck entscheiden, wenn er noch dabei ist.“ Auch CSU-Chef Markus Söder hatte Merz schon Kontra gegeben und gesagt: „Mit der CSU gibt es kein Schwarz-Grün, keinen Robert Habeck mehr als Wirtschaftsminister.“

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Lindner unter Druck: Gab es Falschaussagen zum „D-Day“-Papier?

Das „D-Day“-Papier zum Ampel-Ausstieg löste eine heftige Krise in der FDP aus. Julia Kristin Pittasch, stellvertretende Vorsitzende der FDP in Mecklenburg-Vorpommern, fordert einen Kurswechsel: „Christian Lindner kann der richtige Vorsitzende sein – aber nur, wenn er endlich Fehler eingesteht und selbstkritisch handelt“. Die FDP brauche eine Spitze, die handle, was sie predige. „Wenn das nicht gelingt, ist ein personeller Neustart unvermeidlich.“

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Der Neu-Isenburger FDP-Vorsitzende Ulf Kasimir forderte sogar konkret den Rücktritt Lindners. Kasimir kritisierte insbesondere Lindners Verteidigungsstrategie nach Bekanntwerden des „D-Day“-Papiers.

Nach „Zeit“-Informationen soll Christian Lindner die Erstellung eines Plans für den Ampel-Ausstieg Ende September selbst in Auftrag gegeben haben. Das Blatt weiter: „Bis heute hat übrigens kein FDP-Politiker eine der Falschbehauptungen zurückgenommen“. Zumal Lindner erklärte, er habe das „D-Day“-Papier „nicht zur Kenntnis genommen“. In einer ARD-Sendung präzisierte er, er habe es „nicht gekannt“, hieß es.