Berlin. Die Kinder können so gut rechnen wie vor der Pandemie: immerhin. Allerdings steckt das eigentliche Problem wie einbetoniert im Bildungswesen fest.
Noch mal davon gekommen: Das ist wohl das Fazit, das sich aus der aktuellen Schulstudie TIMSS ergibt. Die deutschen Grundschulkinder rechnen nicht schlechter als 2019 – obwohl sie eine Pandemie hinter sich haben. Das allerdings als gute Nachricht zu verkaufen, ist wohl eher als Griff nach dem rettenden Strohhalm zu verstehen.
Denn wie einbetoniert hängt in Deutschland der Schulerfolg von der sozialen Herkunft ab. Wie viel Geld hat ein Haushalt zur Verfügung? Wie viele Bücher stehen in den Regalen? Was unternehmen Eltern mit ihren Kindern? Vor allem: Wie gut sprechen die Eltern deutsch? Wenn Eltern ihre Kinder nicht unterstützen können oder wollen, sinken die Chancen rapide.
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Soziale Herkunft entscheidet immer noch über den Bildungserfolg
Natürlich kann ein Bildungswesen nicht gänzlich alle Defizite in den Familien ausbügeln. Andere Länder aber zeigen, dass hierzulande deutlich Luft nach oben ist. An gutem Willen mangelt es in Deutschland sicher nicht, tatsächlich wird viel evaluiert und ausprobiert. Durch das 20 Milliarden schwere Startchancenprogramm steht nun auch ein ordentlicher finanzieller Topf zur Verfügung.
Doch Geld allein wird die Chancen von Kindern aus sozial schwachen und bildungsfernen Milieus nicht nennenswert erhöhen. Die Schulen brauchen nun Ruhe, um mit dem Geld Konzepte zu entwickeln, die Erfolg versprechen. Sie müssen Personal einstellen, natürlich an erster Stelle mehr Lehrerinnen und Lehrer, aber auch Sozialpädagogen und Schulpsychologen. Die vielen maroden Gebäude müssen saniert werden, denn wer will schon unter bröckelndem Putz lernen. Und dann braucht es auch Geduld. Profitieren, sind wir ehrlich, wird frühestens die nächste Schülergeneration.