Berlin. Aus einer Antischiffswaffe entwickelte die Ukraine einen Marschflugkörper. Beide Seiten tragen auch einen technologischen Wettlauf aus.
Die Ukraine bekommt nur das Nötigste. Meist hakt es beim Nachschub, also an der Quantität, manchmal auch an der Qualität. Und manchmal erscheint es opportun, sie militärisch knapp zu halten: Aus Sorge vor einer Eskalation im Ukraine-Krieg.
So lehnt es die Bundesregierung ab, ihr die deutschen Taurus-Marschflugkörper zu liefern. Auch die USA haben ihr erst kürzlich erlaubt, mit Atacms-Raketen – Reichweite: 300 Kilometer – Ziele in Russland anzugreifen.
Die Ukraine behilft sich mit Eigenentwicklungen. Sie hat dazu die industriellen Kapazitäten und auch die Kreativität. Ein gutes Bespiel für ihren Erfindungsreichtum ist die Neptun-Rakete.
Neptun soll 300 Kilometer weit fliegen
Das ist die Antischiffsrakete, mit der die Ukraine im April 2022 „Moskwa“ versenkt hat, das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte. Die Ukrainer haben aus der Neptun eine Landangriffswaffe entwickelt, ein Marschflugkörper, der von einem Lastwagen abgefeuert wird: Die R-360 Neptun.
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Die Reichweite soll ebenfalls bei rund 300 Kilometer liegen. Offenbar arbeiten die Ukrainer an Versionen mit einer größeren Reichweite. Von der R-360-Neptun hat die Ukraine in diesen Jahr schon 100 Stück produziert. Das schreibt zumindest ihr Verteidigungsminister Rustem Umjerow auf Facebook.
Die Waffe wird von einem GPS-System geleitet. Zusätzlich vergleicht ein Sucher ein programmiertes Bild mit dem Ziel. Die Russen haben allerdings eine gute Luftabwehr. Und auch sie können technologisch improvisieren, teilweise mit simplen Methoden.
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Schiffe wurden vorne und hinten schwarz angemalt, um optische Sensoren bei der Zielerfassung zu täuschen, also beim Bildabgleich. Bei Luftwaffenstützpunkten wurden Reifen auf Flugzeuge gelegt. Auch von speziellen Lackierungen ist die Rede.
Die Russen haben eine Neptun erbeutet
Sie haben die Neptun schon abgeschossen und mindestens ein Exemplar erbeutet, als es in der Nähe einer Hafenstadt an Land gespült wurde. Unklar ist, ob der Marschflugkörper von den Russen abgefangen oder aufgrund einer Fehlfunktion ins Meer gestürzt ist. Aber mit Sicherheit haben sie die Waffen auseinandergenommen und analysiert, um bessere Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Mit der Waffe können sie relevante Ziele treffen, Kommandostände, einzelne Waffensysteme, vor allem Munitionsdepots. Die Durchschlagskraft könnte allerdings größer sein.
Die Krimbrücke werden sie mit der Neptun nicht zerstören können. Dazu bräuchte die Ukraine schon eine Waffe, die ihr Kanzler Olaf Scholz (SPD) partout nicht geben will: Den deutschen Marschflugkörper Taurus.
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