Berlin. In Russland wird Artillerie aus Nordkorea gesichtet. Eine weitere Entscheidung von Diktator Kim dürfte für die Ukraine ein Warnsignal sein.

Auf Nordkorea kann sich Kremlchef Wladimir Putin verlassen. Am Anfang hat der asiatische Einsiedlerstaat mit Munition und Waffen ausgeholfen. Zuletzt entsandte es über 10.000 Soldaten in den Ukraine-Krieg. Jetzt fährt Machthaber Kim Jong-un schweres Geschütz auf, was prompt Spekulationen über einen Fronteinsatz auslöst.

Auf X kursieren Bilder aus Russland vom schwersten Artilleriegeschütz im Arsenal des nordkoreanischen Heeres: Vom selbstfahrenden Artilleriesystem M1989 Koksan. Sie zeigen es beim Transport auf Waggons. Dem Vernehmen nach entstanden die Aufnahmen in Krasnojarsk in Zentralrussland.

In Betracht kommt, dass M1989 dort vorgeführt, getestet oder bei einem gemeinsamen Manöver eingesetzt wurde. Für eine Mission in der Ukraine fehlt jeder Beweis. Aber ob der Waffenbrüderschaft von Russen und Nordkoreanern wäre es nicht überraschend.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Es würde gleich zwei Probleme der russischen Streitkräfte lösen, zumindest entschärfen. Zum einen hat Russland laut dem Portal Oryx bei der selbstfahrenden Artillerie hohe Verluste hinnehmen müssen: etwa 851 Systeme, die meisten davon zerstört.

Lesen Sie auch: Ukraine-Krieg: Neue Satelliten – Geldspur führt nach Berlin

Zum anderen verfügt Nordkorea auch über die dazu passende Munition. Nur als Paket – Waffe und Munition – würde eine Lieferung Sinn ergeben. Die russische Munition, ohnehin knapp, ist nämlich nicht mit dieser Waffe kompatibel.

Nordkorea Russland Junge Soldaten
Nordkoreas Kim Jong Un im Kreis seiner Soldaten. © DPA Images | Uncredited

Hohe Reichweite, mickrige Feuerrate

Das System trat in den späten 1970er Jahren als M1978 in Erscheinung. Es heißt in Nordkorea in der moderneren Fassung M1989. Koksan ist die Stadt, wo westliche Geheimdienste es erstmals entdeckt haben. Die Kanone ist auf ein Fahrgestell montiert. Das System hat mindestens drei Vorteile:

  • Es ist erprobt. Es wurde in den Iran exportiert und einst im Krieg gegen den Irak eingesetzt.
  • Granaten kann es bis zu einer Reichweite von 40 bis 60 Kilometer abfeuern, je nach Munition.
  • Nordkorea verfügt über große Mengen an diesen Artilleriewaffen. Für die Durchhaltefähigkeit der Invasionsarmee wäre der Nachschub wichtig.

Lesen Sie auch: Nordkoreanische Gefangene: Südkorea entsendet Verhörteam

Grundsätzlich ist die Waffe veraltet. Die Besatzung kann nicht im System mitfahren und hat im Einsatz keinerlei gepanzerten Schutz. Die Feuerrate ist extrem niedrig: zwei Schuss alle fünf Minuten. Zum Vergleich: Die deutsche Panzerhaubitze 2000, die auf der ukrainischen Seite eingesetzt wird, kommt auf zehn Schüsse in einer Minute, selbst bei längerer Belastung noch auf drei in der Minute.

191615_1325_191615_cover.jpg

#1 Robert Habeck über Krieg, Frieden und Waffen

Meine schwerste Entscheidung

Kim ordnet „Massenproduktion“ von Kamikaze-Drohnen an

Unterdessen hat Kim Jong-un laut der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA die Massenproduktion von Kamikaze-Drohnen angeordnet. Sie sollen jedes feindliche Ziel am Boden und auf See präzise angreifen können.

Auch interessant: Ukraine-Krieg: „Wilde Hornissen“ mit Geheimwaffe gegen Drohnen

Kim bekräftigte, dass sein Land „die volle Möglichkeit und das Potenzial hat, verschiedene Arten von Drohnen zu produzieren und einzuführen“. Auf die Ukraine ging der Diktator nicht ein. Dort spielen Drohnen im Krieg allerdings eine große Rolle.

Löst Nordkorea den Iran als Drohnenlieferanten ab?

Die Russen greifen bevorzugt auf Drohnen aus dem Iran zurück. Indes ist unklar, wie viel der Iran noch liefern kann. Zum einen hat er einen großen Eigenbedarf. Zum anderen hatte der letzte israelische Angriff auch Lager und Rüstungsbetriebe zum Ziel.

Auch bei den Kamikaze-Drohnen wäre der nordkoreanische Beitrag im Zermürbungskrieg nicht zu unterschätzen. Nicht zuletzt ist Nordkorea auf Devisen angewiesen. Auch deswegen wäre ein Export nach Russland naheliegend.

Das könnte Sie auch interessieren: Ukraine-Krieg: Jetzt holt Putin Panzer aus dem Filmstudio