Washington. Marco Rubio wird als künftiger US-Außenminister gehandelt. Der einstige Trump-Kritiker steht für eine klare Linie im Ukraine-Krieg.
Donald Trump hat offensichtlich ein Herz für reuige Sünder. J.D. Vance, sein künftiger Vize-Präsident, nannte ihn 2016 noch „kulturelles Heroin”. Inzwischen ist der Senator aus Ohio ins Lager der Trump-Jünger konvertiert und spricht vom größten Präsidenten, den Amerika je hatte.
Ähnlich verhält es sich bei Marco Rubio. Der Senator aus Florida, dessen Eltern aus Kuba in die USA geflüchtet waren, nannte Trump im Wahlkampf 2016 einen „Hochstapler“ und „die vulgärste Person, die jemals die Präsidentschaft anstrebte“.
Trump spracht bei Rubio einst von „little Marco“
Trump rächte sich, indem er in Anspielung auf Rubios bescheidene 1,75 Meter penetrant von „little Marco“ sprach. Auch das ist Schnee von gestern.
Rubio hat sich und seine Positionen in den vergangenen Jahren immer mehr denen Trumps angenähert und die Dominanz des Rechtspopulisten öffentlich anerkannt. So sehr, dass er im Sommer ein ernsthafter Kandidat für die Vize-Präsidentschaftskandidatur war.
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Stattdessen gibt Trump dem 53-Jährigen nun nach übereinstimmenden Medienberichten voraussichtlich die zweitwichtigste Rolle in der Regierung: „secretary of state”. Chef-Diplomat. Außenminister.
Die USA hatten noch nie einen Latino als Außenminister
Mit der Entscheidung würde Trump Geschichte schreiben. Noch nie hatten die Vereinigten Staaten einen Latino als Außenminister. Mit der Nominierung bedankte sich Trump indirekt bei den hispanisch-stämmigen Wählern, die ihn trotz Puerto Rico-Verunglimpfung in Scharen gewählt haben.
Gleichzeitig verpasst er seinem tief-loyalen Gefolgsmann Richard Grenell, der nun auf weniger exponierte Posten angewiesen ist, damit eine kalte Dusche. Der ehemalige US-Botschafter in Berlin hatte sich seit Monaten als Schatten-Außenminister aufgeführt. Der Ehrgeiz, in „Foggy Bottom“, dem Sitz des Außenministeriums in Washington, einzuziehen, drang ihm aus jeder Pore.
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Anders als Grenell ist Rubio kein Radikaler, der mit Freude andere vor den Kopf stößt und permanent verbrannte Erde hinterlässt. Das heißt nicht, dass Rubio weich ist. Zu den großen außenpolitischen Widersachern Amerikas – China und Iran – findet der vierfache Vater nicht selten bellizistische Töne.
Rubio befürwortet Verhandlungslösung im Ukraine-Krieg
Sollte Rubio die Zustimmung des Senats erfahren, fällt ihm ab Ende Januar das wichtige Ukraine-Russland-Dossier in die Hände. Hier ist der Mann aus dem Südosten des Landes sehr klar. Anstatt sich darauf zu konzentrieren, alle Gebiete zurückzuerobern, die Moskau im vergangenen Jahrzehnt eingenommen hat, sei die Ukraine gut beraten, eine Verhandlungslösung mit Putin anzustreben, sagte Rubio zuletzt in mehreren Interviews.
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Rubio gehörte im Frühjahr zu jenen 15 republikanischen Senatoren, die ein 95 Milliarden Dollar schweres Militärhilfspaket von Präsident Joe Biden für die Ukraine abgelehnt hatten.
Puristen im Trump-Lager, die lieber einen „Tausendprozentigen“ wie Grenell als Chef-Diplomat gesehen hätten, erinnern daran, dass Rubio nicht immer auf einer Linie mit Trump war. So initiierte er in dessen erster Amtszeit ein Gesetz, das Trump den damals ernsthaft von ihm erwogenen Austritt aus der Nato massiv erschwert hätte. Rubio hält die Verteidigungs-Allianz für hilfreich, wird aber – wie sein künftiger Boss – darauf drängen, dass die europäischen Mitgliedsländer, Deutschland vorneweg, mehr Geld für Verteidigung ausgeben.
Rubio ist einer der schärfsten Kritiker Chinas
Für das amerikanisch-chinesische Verhältnis bedeutet die Personalie Rubio mehr Spannungen. Er ist einer der schärfsten Kritiker Pekings. 2019 war er an vorderster Front, als es um den Kampf gegen die chinesische Social-Media-App TikTok ging. Die App sei eine „Marionette“ der Kommunistischen Partei Chinas, sagte er – und müsse in den USA verboten werden.
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Als ranghöchster Republikaner im Geheimdienstausschuss des Senats forderte er die Biden-Regerung auf, den Huawei-Konzern zu blockieren, nachdem das chinesische Technologieunternehmen einen neuen Computer mit einem Intel-KI-Prozessorchip auf den Markt gebracht hatte.
Wegen seiner kubanischen Wurzeln wird Rubio, der in Miami geboren und aufgewachsen ist, als Gesprächspartner für Latein-amerikanische Länder wie Venezuela und Mexiko eine zentrale Rolle spielen.
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