Paris . Russen und Ukrainer kämpfen nicht nur in der Ukraine gegeneinander: In Mali hilft Kiew den Tuareg-Rebellen gegen Ex-Wagner-Söldner.
Der russische Aggressionskrieg in der Ukraine zieht seine Kreise – und das neuerdings bis in die Sahara. Ukrainische Militärberater – die vielleicht nicht nur beratend tätig sind – und Drohnen greifen in Mali gezielt Einheiten der russischen Armee an. Aufs Korn nehmen sie vor allem das „Afrikakorps“, bestehend aus ehemaligen Söldnern der Privatarmee Wagner, die heute in die russische Armee eingegliedert ist, das an der Seite der malischen Armee kämpft.
Im Juli fügten Tuareg-Rebellen mithilfe ukrainischer Waffen ihren Gegnern bei Tin Zaouatine an der malisch-algerischen Grenze schwere Verluste zu. 84 Russen und 47 Soldaten der malischen Armee sollen ums Leben gekommen sein. Französische Geheimdienstler zogen einen Vergleich zur bisher schwersten Niederlage Wagners nahe der syrischen Stadt Khasham durch US-Hubschrauber im Jahr 2018.
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Im September griffen Tuareg-Einheiten ein russisches Söldnerlager in Léré mit Drohnen an, Anfang Oktober ein weiteres in Goundam. Dort, unweit der Wüstenstadt Timbuktu, kamen neun Russen ums Leben, wie französische Medien berichten.
Russland arbeitet mit Burkina Faso oder Niger zusammen
Das Wüstenvolk der Tuareg kämpft in Mali seit Jahren für einen eigenen Staat namens Azawad. Neu ist, dass ihre Organisation Dauernder Strategischer Rahmen (CSP) Unterstützung aus Kiew erhält. Andry Jusow, der Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR, bestätigte, dass seine Organisation den Tuareg „die nötigen Informationen“ zukommen lasse, um „erfolgreich militärische Operationen gegen die russischen Kriegsverbrecher zu lancieren“. Gegenüber der Pariser Zeitung „Le Monde“ präzisierte ein ukrainischer Militärexperte anonym, dass sich eine „bedeutende Gruppe unserer Instruktoren“ in den Sahel begeben habe und „sich dort immer noch befindet“.
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Damit kämpfen russische und ukrainische Einheiten in Afrika indirekt gegeneinander. Diese Konstellation ergab sich schon 2023 im Bürgerkrieg im Sudan, wo ukrainische Soldaten versuchten, den zunehmenden russischen Einfluss zu kontern.
Und dies nicht nur auf militärischem Gebiet. Kiew will in Afrika, wo der russische Präsident Wladimir Putin eine sehr aktive und effiziente Diplomatie verfolgt, seinerseits zehn zusätzliche Botschaften eröffnen. In Côte d’Ivoire, einem westlich orientierten Nachbarland Malis, ist dies bereits geschehen. Außerdem hilft Kiew acht armen Sahelstaaten mit dem Nahrungsmittelprogramm „Korn der Ukraine“.
Russland kooperiert seinerseits mit Sahelländern wie Burkina Faso oder Niger. In Mali haben 2000 russische Ex-Söldner zahlreiche Feldlager errichtet, die langsam zu Garnisonen werden. Die ursprünglich 5000 französischen Soldaten und Fremdenlegionäre mussten das Land 2023 verlassen.
Afrika könnte zum Schauplatz eines russisch-westlichen Stellvertreterkriegs werden
Die Militärjunta in Malis Hauptstadt Bamako hat die diplomatischen Beziehungen zur Ukraine nach den Drohnenattacken der Tuareg gegen russische und malische Einheiten umgehend abgebrochen. Sie wirft Kiew vor, nicht nur mit den Tuareg, sondern auch mit den aus Libyen und Algerien einfallenden Dschihad-Gruppen unter einer Decke zu stecken. Den gleichen Vorwurf hatte der malische Putschoffizier Assimi Goita – der sich mit militärischer Schützenhilfe Moskaus an der Macht hält – schon an die Adresse Frankreichs gerichtet.
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Die Behauptung entbehrt zwar jeder Grundlage. Aber sie passt in die neue und nicht nur militärische Frontstellung, die sich in Westafrika und darüber hinaus abzeichnet. Der wachsende russische Einfluss, der nicht nur in Mali die frühere sowjetische Präsenz neu belebt, prallt auf westliche und nun auch ukrainische Interessen.
Dies weckt vor Ort auch Befürchtungen, Afrika könne zum Schauplatz eines russisch-westlichen Stellvertreter- oder gar eines Dritten Weltkriegs werden. Sicher ist, dass die Destabilisierung des ganzen Sahelraumes den Migrationsdruck auf Europa erhöht. Und dass dies dem Kreml nur recht ist.