Donezk. Im Krieg gegen Russland sind Drohnen entscheidend wie nie. Die Profis der Omega-Einheit haben ein spezielles Modell entwickelt.
Rubin sitzt auf einer Kiste, auf dem Kopf eine Videobrille, in der Hand einen Controller. Brummend steht eine große Drohne in der Luft. Zwei andere Soldaten schauen abwechselnd in den wolkenlosen Himmel und auf einen Monitor. Dann ist ein schrilles Sirren zu hören, eine zweite Drohne nähert sich schnell aus Richtung der Baumreihen am Horizont. Die Männer sind zufrieden. Die Verbindung zwischen den beiden Maschinen hat funktioniert. Wenn sie wieder an der Front sind, wird Rubins kleine Drohne doppelt so weit wie üblich fliegen können, um Sprengladungen in feindliche Ziele zu transportieren. Der Drohnenkrieg in der Ukraine wird immer ausgefeilter. Monat für Monat bringt er todbringende Innovationen hervor.
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Ein kleines Dorf im Osten der Ukraine. Der Krieg ist hier nicht zu hören, die Front ist gut 20 Kilometer weit entfernt. Rubin und die anderen Soldaten der Spezialeinheit Omega haben in einem Waldstrich am Dorfrand Position bezogen und aus einem Geländewagen Kisten ausgeladen. Darin sind Computer, ausziehbare Masten, Drohnen. Sie wollen hier ihr Material testen, bevor sie wieder in den Kampf ziehen. Die Elitekämpfer sind ständig im Einsatz. Im vergangenen Sommer kämpften sie in der ukrainischen Gegenoffensive im Süden des Landes, im Winter bei der verlustreichen Schlacht um Awdijiwka. Jetzt sind sie bei Torezk eingesetzt, einer weiteren Kleinstadt in der Region Donezk, auf die die russischen Streitkräfte vorrücken und die sie zu einer Ruinenlandschaft zerschießen.
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Ukraine-Krieg: Russland fährt Drohnenproduktion hoch – doch Ukraine macht mehr
In keinem anderen Krieg zuvor waren Drohnen so entscheidend wie in diesem. Aufklärungsdrohnen überwachen nahezu jeden Quadratmeter der Schlachtfelder, kleine Kamikaze-Drohnen machen Jagd auf Infanterietrupps und gepanzerte Fahrzeuge. Es gibt Berichte darüber, dass es den Ukrainern gelungen ist, mindestens einen russischen Mi-8-Helikopter mit einer Kleinstdrohne abzuschießen. Große Kamikaze-Drohnen bombardieren Städte, Flughäfen und Munitionsdepots tief in der Ukraine oder in Russland. Es ist ein enormes Wettrüsten.
Russland hat die industrielle Produktion von Drohnen hochgefahren. Wurden im vergangenen Jahr 140.000 an das Militär ausgeliefert, werden es in diesem Jahr bereits 1,4 Millionen sein. Das hat Kremlherrscher Wladimir Putin kürzlich auf einer Sitzung der Militär- und Rüstungskommission in St. Petersburg erklärt, auf der er zugleich eine weitere Steigerung der Produktion verlangte. Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow erklärte daraufhin, man werde Russland bereits in diesem Jahr bei der Produktion von Drohnen überflügeln.
Ob das realistisch oder nur Propaganda ist, ist schwer einzuschätzen. Noch immer werden die ukrainischen Drohnen an der Front häufig selbst von Soldaten zusammengeschraubt. Viele Stellungen der ukrainischen Armee nahe der Front gleichen Bombenwerkstätten. Auch die Männer der Omega-Spezialeinheit sind Tüftler. „Wir bleiben in unserer Entwicklung nicht stehen, jeden Tag verbessern wir unsere eigenen Fähigkeiten und verbessern die Drohnen, die wir erhalten“, erklärt Rubin. Er zeigt auf die Sprengkapsel, die unter dem Fluggerät angebracht ist, das er steuert. Sie haben sie mit kleinen Kugeln gefüllt, um sie noch tödlicher zu machen.
Drohnen im Krieg: Bald könnten die Geräte 50 oder 100 Kilometer weit fliegen
Die kleinen FPV-Drohnen („First-Person-View-Drohnen“), die von den Piloten über ihre Videobrille in der Ich-Perspektive geflogen werden, haben normalerweise eine Reichweite von maximal 15 Kilometern. Rubin und seine Männer haben die Reichweite deutlich erhöht. Sie haben eine große Drohne, die vor dem Krieg in der Landwirtschaft genutzt wurde, zu einer Relaisstation umgebaut. Steigt das große Gerät in den Himmel und sendet ein Funksignal zu der Angriffsdrohne, kann die bis zu 32 Kilometer weit fliegen.
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„Wir haben einen großen Sprung nach vorn gemacht“, so Rubin. Er ist sich sicher: „In einem Jahr werden wir die Drohnen durch Künstliche Intelligenz steuern und die Ziele über eine größere Entfernung erreichen. Wenn wir jetzt die Drohnen auf eine Reichweite von 30 Kilometern schicken können, werden es in einem Jahr wohl 50 und 100 Kilometer sein.“ Fliegen die Drohnen irgendwann mithilfe von Künstlicher Intelligenz autonom ins Ziel, können sie nicht mehr von den Störsendern zum Absturz gebracht werden, die mittlerweile an vielen Fahrzeugen sind und die viele Soldaten im Rucksack mit sich tragen. Es ist ein Innovationswettlauf, in dem die Ukrainer aktuell kreativer sind.
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Ukraine: Schlitten düst mit Sprengstoff Richtung Ziel
Ein Vorteil der FPV-Drohnen ist ihr Preis. Ein Fluggerät, das zwischen 300 und 500 Euro kostet, kann gepanzerte Fahrzeuge im Wert von Hunderttausenden Euro zerstören. Aber allein Rubins Trupp verbraucht im Kampfeinsatz bis zu 30 dieser Drohnen – pro Tag. Sie haben deswegen eine weitere Drohne im Gepäck, die weiter fliegen und größere Lasten tragen kann und die nicht zerstört wird, wenn sie attackiert. „Mit zwei Batterien an Bord kann sie zwei Kilo tragen und 20 Kilometer hin und zurück fliegen“, erklärt der Pilot. „Aber um mit ihr anzugreifen, braucht man viel Übung.“
Die selbst gebaute Bombe wird bei dieser Drohne an einem Schlitten befestigt und im Anflug ausgeklinkt. „Wir fliegen im Tiefflug über das Ziel, lassen den Schlitten in Richtung des Ziels los, und die Drohne fliegt nach oben und zurück nach Hause, um einen weiteren Sprengstoff aufzunehmen.“ Um die Flugbahnen des Geschosses planen zu können, üben sie heute mit einer Plastikflasche voller Wasser, die sie an der Drohne angebracht haben. Rubin zeigt auf einem Video, was im Kampf geschieht. Ein russischer Soldat steht im Fenster eines Wohnblocks. Die Drohne fliegt an, klinkt das Geschoss aus. Eine zweite Drohne filmt die Explosion. Es ist ein Volltreffer.