Berlin. Der September war der blutigste Monat im Ukraine-Krieg. Russlands Verluste sind enorm. Wie lange kann Putin noch am „Fleischwolf“ drehen?

Nach der Eroberung von Wuhledar setzen die russischen Streitkräfte ihre Spätoffensive im Ukraine-Krieg fort. Nebst einigen Dörfern haben sie nach ukrainischen Angaben gut die Hälfte der Bergarbeiterstadt Torezk im Gebiet Donezk eingenommen.

Allerdings ist der Preis dieser stetigen Bodengewinne horrend. Wie Bachmut oder Awdijiwka führte auch Wuhledar zu enormen Verlusten. September war der bisher blutigste Monat im ganzen Krieg, wie der britische Geheimdienst auf X vorrechnet.

Blutiger September

Im Schnitt haben die Truppen von Kremlchef Wladimir Putin 1271 Soldaten verloren. Pro Tag, wohlgemerkt. Der bisherige Höchstwert war im Mai verzeichnet worden.

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Insgesamt schätzen die Briten die russischen Verluste auf über 648.000 Soldaten, die getötet oder verwundet wurden, gefangen oder geflohen sind. Die Verlustraten sind von Jahr zu Jahr größer geworden. Jede Seite versucht der anderen in diesem Zermürbungskrieg maximale Verluste zu bereiten.

Die Ukraine hält ihre Opferzahlen geheim, auch vor der US-Regierung, wie die „New York Times“ erfahren haben will. US-Beamter schätzten, dass die Ukraine etwas mehr als die Hälfte der russischen Opfer zu beklagen hatte, mehr als 57.500 Tote und 250.000 Verwundete. Andere Schätzungen gingen bereits Ende September von weitaus höheren Marken aus – und von einer Gesamtzahl an Verlusten auf beiden Seiten von einer Million.

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Putins „Fleischwolf“

Der sogenannte Siegesplan des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj geht von der Annahme aus, dass Putin sich aufgrund der Verluste zu Verhandlungen bereiterklären wird. So hofft die Ukraine, ihn in die Defensive zu drängen. Kriegsentscheidend wäre demnach, wer die größte Opferbereitschaft, den größten Durchhaltewillen hat.

Auch wenn der September sich als der blutigste Monat für Putins Streitkräfte erwiesen hat, so ist kein Umdenken zu erkennen. Russland wirft immer mehr Soldaten in die militärische Auseinandersetzung.

Putins Rekrutierungserfolge

Die Amerikaner schätzen, dass die Russen jeden Monat 25.000 bis 30.000 Soldaten rekrutieren. So gleichen sie die Verluste aus und können ungerührt Welle um Welle auf die ukrainische Verteidigungslinie marschieren lassen. Die Soldaten sind oft schlecht ausgerüstet und werden zu früh in die Gefechte geschickt, was die Opferzahlen zusätzlich in die Höhe treibt.

Putin lockt mit Sold und Prämien und ist um eine allgemeine Mobilmachung herumgekommen; wohl wissend, dass eine solche Maßnahme unpopulär wäre. Für Experten in der US-Regierung lautet die Kernfrage, wie lange er das durchhalten kann. Allerdings hat Russland auch 146 Millionen Einwohner, dreimal mehr als die Ukraine.

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