Berlin. Vor einem Jahr entführte die Hamas Shani Louk und ermordete sie. In einem Interview sagt ihre Mutter, was sie wütend macht.

Vor gut einem Jahr durchbrachen Terroristen jene hochgerüstete Grenze, die eigentlich als unpassierbar gilt. Die Hamas verließ den Gazastreifen und fiel ein in ein Land, das sie kollektiv traumatisieren sollte: Die Terroristen mordeten, vergewaltigten und entführten zahlreiche Israelis. Stück für Stück offenbarte sich in den Folgetagen des 7. Oktober 2023, welches Unheil die Terroristen anrichteten.

Zentraler Schauplatz des Anschlags war das Nova-Festival, an dem sich vor rund einem Jahr auch die Deutsch-Israelin Shani Louk aufhielt. Ihr Schicksal bewegte hierzulande: Erst verschleppt, hielt sich lange Zeit die Hoffnung, dass die Geisel im Gazastreifen am Leben sein könnte. Doch die Eltern erhielten Monate später nur den Leichnam ihrer 22-jährigen Tochter.

Mutter von Shani Louk: So geht es ihr ein Jahr nach dem Hamas-Überfall

Ihre Mutter Ricarda Louk suchte immer wieder die Öffentlichkeit – auch kurz vor dem Jahrestag des Hamas-Überfalls gibt sie dem ZDF ein Interview. „Das war ein schwieriges Jahr, das kann sich wahrscheinlich keiner vorstellen“, sagt sie. „Zuerst war sie entführt, dann war sie tot. Und dann hatten wir keinen Körper, und dann ist die Leiche zurückgekommen.“ Als „Achterbahnfahrt“ beschreibt sie die vergangenen zwölf Monate, an deren Ende ein überraschendes Vorhaben steht: „(...) Wir schauen nach vorne und versuchen, das Leben positiv zu sehen.“

Ricarda Louk bekommt über Social Media „viele hässliche Sachen“

Dass das nicht ganz einfach scheint, offenbaren die Anfeindungen, denen sich Ricarda Louk trotz ihres Schicksals aussetzen muss: „Man kriegt viele Kommentare über Social Media, viele hässliche Sachen“, sagt sie dem ZDF. Sie sei selber schuld am Tod ihrer Tochter, wenn sie nach Israel gehe, werde ihr dort entgegengeschleudert. Ein „Religionshass“, der für sie nicht nachvollziehbar ist.

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„Wütend“ sei sie darüber, dass Menschen auf deutschen Straßen die Gräueltaten des 7. Oktobers leugnen. Kritik gegenüber Israel, dass es täglich Verletzte und Tote auf beiden Seiten gebe, könne sie verstehen. Doch bei Judenhass müsse eine Grenze gezogen werden. „Deutschland ist eine Demokratie, aber auch die Meinungsfreiheit muss eine Grenze haben. Wenn es aggressiv wird und andere eingeschüchtert werden, dann hat das nichts mehr mit Meinungsfreiheit zu tun.“