Berlin. Schock für Verbraucher: Der Gaspreis steigt. Mit der Kursk-Offensive könnte die Ukraine Kremlchef Putin dort treffen, wo es besonders weh tut.
Der Gaspreis ist am Montag leicht gestiegen. Das ist kein Ausreißer nach oben. Bereits Mitte letzter Woche war er auf den höchsten Stand in diesem Jahr geklettert. Ein Jahreshoch, obwohl es erst Sommer ist?
Es gibt zwei Treiber: Wartungsarbeiten an Anlagen der norwegischen Gasindustrie. Und der Faktor Psychologie: Kriegsangst. In Nahost steigt das Eskalationsrisiko. Nicht zufällig verstärken die USA ihre Militärpräsenz dort.
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Kommt es zum iranischen Vergeltungsschlag gegen Israel, werden die Ölmärkte unruhig – und dann drohen schnell Panik- und Spekulationskäufe. Steigt der Ölpreis, steigt auch der Gaspreis, sie sind nunmal gekoppelt.
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Gazprom führt Anstieg des Gaspreises auch auf Angriff zurück
Der russische Konzern Gazprom weiß einen weiteren Grund: „Die Ereignisse in der Nähe von Sudscha.“ Gemeint ist der ukrainische Angriff auf die Grenzregion Kursk. Offenbar hat die Ukraine die Gasmessstation in Sudscha unter ihrer Kontrolle gebracht. Definitiv wurde sie angegriffen. Bilder in sozialen Netzwerken legen das nahe.
Die Ukraine hätte Russland schon lange den Gastransit stoppen können. Über die Gasverteilstation Sudscha kam russisches Gas während des Ukraine-Krieges in die EU. Es war eine Abwägung. Zum einen bekam die Regierung in Kiew weiter Gebühren; auch im Krieg hielten sich die Gegner an bestehende Verträge. Zum anderen wollte man europäische Partner nicht verprellen, etwa Ungarn, die Slowakei, Österreich und Italien, die allesamt auf das russische Gas angewiesen sind.
Ist die Gasstation Sudscha ein Kriegsziel?
Als die Ukraine vor einer Woche die Offensive startete, wurde schon darüber spekuliert, dass die Kontrolle über Sudscha ein Kriegsziel sein könnte; genauso wie über das Atomkraftwerk in Kursk, das sich ebenfalls im Kriegsgebiet befindet.
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Die Russen hatten zunächst behauptet, sie hätten den Angriff abgewehrt. Drei Tage vermeldeten sie es schon als Erfolg, drei Ortschaften gehalten zu haben, die 20 bis 28 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt sind. Aber offensichtlich sind die Ukrainer tiefer eingedrungen, als viele ihr zugetraut haben.
Putin finanziell austrocknen
So wie sie mit dem Angriff militärisch neue Wege gehen, könnten die Ukrainer auch ihre Gaspolitik überdenken. Möglich ist, dass sie das Energiesystem so weit wie möglich destabilisieren und damit Kremlchef Wladimir Putin um eine wichtige Einnahmequelle bringen wollen. Schon die Option beunruhigt die Märkte.
Fakt ist auch, dass die Ukraine bereits 2023 angekündigt hatte, ab 2025 kein russisches Erdgas mehr Richtung Westen durchleiten zu lassen. Der entsprechende Vertrag läuft 2024 aus und soll nicht verlängert werden, was die Probleme von Gazprom vergrößern könnte.
Ein weiterer Preisauftrieb bei Erdgas ist wahrscheinlich
Im vergangenen Jahr flossen 14,65 Milliarden Kubikmeter Gas über Sudscha. Ein Lieferstopp würde wohl zu einem Preisanstieg führen und potenzielle Aufkäufer zwingen, sich nach alternativen Lieferanten umzuschauen.
Wer die Zeche zahlt, liegt auf der Hand: die Endverbraucher. Gazprom-Sprecher Sergey Kupriyanov stellte nach dem Preisanstieg laut der russischen Agentur Tass sarkastisch eine ganz andere Frage: „Wer profitiert davon?“
Die vorläufige Antwort lautet: in Europa Norwegen. Gerade werden dort obendrein Wartungsarbeiten durchgeführt, die sich laut Analysten ohnehin in die Länge ziehen können. Die Nervosität an den Märkten dürfte deshalb anhalten – und der Aufwärtstrend bei den Gaspreisen auch.
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