Hamburg. Super-Recognizer haben eine seltene Fähigkeit und könnten bei der Aufklärung von Straftaten oder bei ihrer Verhinderung helfen.

Es ist eine besondere Gabe, die nicht sehr verbreitet ist: Einige wenige Menschen haben die Fähigkeit, besonders gut Gesichter wiederzuerkennen. Das macht sie auch für die Polizei interessant.

Denn diese als „Super-Recognizer“ (Super-Erkenner) bezeichneten Menschen sind in der Lage, selbst nach einer eher kurzen Begegnung Personen noch nach Jahren wiederzuerkennen – auch wenn diese sich stark verändert haben.

Polizei Hamburg soll Menschen mit „Superkräften“ einsetzen: Super-Recognizer

Die CDU möchte, dass die Hamburger Polizei Menschen mit dieser Gabe künftig gezielt einsetzt. In einem gemeinsamen Antrag fordern mehrere Bürgerschaftsabgeordnete, darunter Fraktionschef Dennis Thering, den Einsatz von Super-Recognizern bei der Hamburger Polizei.

Dort ist man bislang in dieser Sache allerdings eher halbherzig unterwegs. Das ergibt sich für die CDU aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage. Danach gibt es im Hamburger Landeskriminalamt lediglich Sachverständige, die mit Blick auf eine gerichtsfeste Identifizierung von Personen ausgebildet werden.

Kriminalität: Die Super-Erkenner könnten Verbrechen aufklären – oder sogar verhindern

Damit steht laut CDU aber nicht die spezielle Fähigkeit der Gesichtseinprägung und Wiedererkennung im Fokus, sondern lediglich eine jahrelange Ausbildung der jeweiligen Beamten für Lichtbildvergleiche. Ein Pilotprojekt für Super-Recognizer ist dagegen bislang nicht geplant.

Für die CDU ist das zu kurz gesprungen. Dort verweist man auf Erfolge der Hessischen Polizei, die in Kooperation mit der britischen Universität Greenwich durch speziell entwickelte Tests in den eigenen Reihen 71 Beamte gefunden hat, die über die Wiedererkennungsgabe verfügen. Und die sind offenbar ihren Einsatz wert.

1400 Personen sollen die Super-Recognizer seit 2021 bereits wiedererkannt haben. Darunter war auch eine Person, die im Zusammenhang mit einem versuchten Tötungsdelikt im Frankfurter Hauptbahnhof gesucht wurde.

Polizei Hamburg: Auch in ihren Reihen gibt es diese Talente – bisher unentdeckt

Was auch sicher scheint: Die Hamburger Polizei wird über einen ganzen Schwung Super-Recognizer verfügen, ohne es zu wissen. Denn ein bis zwei Prozent der Bevölkerung, so schätzen Experten, besitzen die Fähigkeit. Damit verstecken sich statistisch um die 100 mögliche Super-Recognizer in den Dienststellen der Schutz- und Wasserschutzpolizei und der Kripo in Hamburg.

Dass sie solche Talente auch in Hamburg zu schätzen und zu nutzen weiß, hat die Hamburger Polizei bereits gezeigt. Im Rahmen der Soko „Schwarzer Block“, die nach den Ausschreitungen um den G20-Gipfel ermittelte, waren sechs Super-Recognizer aus München in Hamburg angerückt, um die riesigen Mengen Bildmaterial, die im Rahmen der Ermittlungen ausgewertet wurden, zu sichten.

Trotz einer nur kurzen Abordnungszeit von lediglich drei Tagen seien laut CDU vielversprechende bis sehr gute Hinweise erlangt worden, die zu weiteren Ermittlungsansätzen führten.

Datenschutz: Wenn Beamte die Menschen erkennen, bekommt Polizei keinen Ärger

„Hamburg könnte auch künftig insbesondere als Austragungsort vieler Massenevents sowie Demonstrationen besonders von einer solchen Profilierung der Polizeibeamten profitieren und Szenarien wie den Geschehnissen im Umfeld des G20-Gipfels besser vorbeugen oder solche zumindest erfolgreicher aufarbeiten“, heißt es in dem Antrag der CDU.

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Dazu kommt noch ein anderer, für die Polizei charmanter Aspekt: Werden Bildauswertungsprogramme, also Software zur Gesichtserkennung genutzt, gibt es schnell Probleme mit Datenschützern. So hatte die Polizei eine Gesichtsdatenbank, die im Zusammenhang mit den G20-Ausschreitungen entstand, löschen müssen, weil die Gesichter in sogenannte Templates umgesetzt wurden, die sich vergleichen lassen.

Hat man dagegen Mitarbeiter, die einfach nur gut Menschen wiedererkennen, gibt es keinen Ärger mit dem Datenschutzbeauftragten.