Hamburg. Schon sieben Fälle in diesem Jahr. Welche Bereiche besonders betroffen sind – und welche Arbeiter überraschend gefährdet sind.
In den vergangenen Monaten hat es in Hamburg eine Häufung von Arbeitsunfällen gegeben. Insgesamt kamen dabei in der Hansestadt sieben Menschen ums Leben. Erst Mitte vergangener Woche wurde ein 46 Jahre alter Elektriker in einer Lohbrügger Pizza-Filiale lebensgefährlich verletzt.
Dort war die Lüftung ausgefallen, und als der Mann, der gerade in einem Nachbarhaus arbeitete, helfen wollte, erlitt er beim Öffnen des Sicherungskastens einen starken Stromschlag. Er musste reanimiert werden.
Polizei Hamburg: Baustellen und der Hafen als gefährliche Orte
Corona hatte nicht nur zu einem Rückgang bei der Kriminalität und Verkehrsunfällen geführt. Auch tödliche Arbeitsunfälle gingen in Hamburg deutlich zurück. 2021 wurden fünf solcher Unfälle in Hamburg gezählt. Mittlerweile sind die Zahlen wieder angestiegen.
Elf Tote bei Arbeitsunfällen zählte die Polizei im vergangenen Jahr. In diesem Jahr starben bereits jetzt bis zur Mitte des Jahres sieben Menschen bei Arbeitsunfällen. Darunter war auch das tragische Unglück, durch das im Mai drei Männer nach einen Stickstoffaustritt auf dem Aurubis-Gelände starben. Es war der folgenschwerste Arbeitsunfall seit Jahren in Hamburg.
Tödliche Arbeitsunfälle in Hamburg: Das sind die Schwerpunkte
Baustellen und der Hafen gelten in Hamburg seit Jahren als Schwerpunkte für tödliche Arbeitsunfälle. Das bestätigte sich auch in diesem Jahr. Am 18. Januar stürzte auf dem Gelände von Eurogate in Waltershof einer der großen Van Carrier nach einem Zusammenstoß mit einem baugleichen Spezialfahrzeug um. Der Fahrer (29), der in der Kanzel gesessen hatte, starb.
Auch der bislang letzte tödliche Arbeitsunfall in diesem Jahr passierte im Hafen in Waltershof auf dem Terminalgelände. Vor wenigen Tagen erfasste dort ein Lastzug beim Rangieren einen 62-Jährigen. Der Mann starb trotz längerer Reanimationsversuche noch am Unfallort.
Zwei Männer starben 2023 auf Hamburger Baustellen
Auf Baustellen kamen im Mai und Juni zwei 55 und 65 Jahre alte Männer ums Leben. Mitte Mai stürzte auf einer Baustelle an der Peutestraße ein Kleinbagger um. Der Fahrer wurde eingeklemmt. Obwohl Kollegen mit einem Radlader den umgekippten Bagger schnell aufrichteten und mit Wiederbelebung bei dem Verunglückten begannen, starb der 55-Jährige wenig später im Krankenhaus.
Am 19. Juni kam ein 65 Jahre alter Arbeiter in Wandsbek ums Leben, als auf einer Baustelle im Bereich des U-Bahnhofs ein 500 Kilo schwerer Stahlträger auf den Mann kippte.
Tödliche Arbeitsunfälle: Meist trifft es Männer
Tatsächlich sind es fast immer Männer, die bei Arbeitsunfällen in Hamburg ums Leben kommen. Tödliche Arbeitsunfälle mit Frauen sind selten, kommen aber vor. Im Februar 2020 war eine 61 Jahre alte Frau auf einem Firmengelände in Wilhelmsburg gestorben. Sie war dort von einem rangierenden Laster erfasst worden.
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Oft sind es auch tragische Umstände, die zu einem tödlichen Arbeitsunfall führen. 2001 starb einer der Inhaber vom Unternehmen Taucher Flint. Er war beim Ankern in eine Leine geraten und über Bord in die Süderelbe gerissen worden.
Besonders gefährdet: Berufseinsteiger und erfahrene Profis
Was sich in diesem Jahr bei den Unfällen bestätigt: Als überdurchschnittlich gefährdet gelten Berufseinsteiger und erfahrene Praktiker, die extrem viel Routine in ihrem Beruf haben.
Und es müssen nicht immer Baustellen oder das Hafengebiet sein, wo es zu tödlichen Arbeitsunfällen kommt. Im vergangenen Dezember kam ein 53-Jähriger auf dem Gelände der Lufthansa Technik ums Leben. Er war mit dem Kopf zwischen eines der riesigen Hallentore und dem Gebäude geraten.
2001 waren es gleich drei tödliche Arbeitsunfälle, die im Zusammenhang mit Arbeiten an Fahrstühlen passierten. 2006 gab es einen Arbeitsunfall mit zwei Toten. Als damals ein Tornado durch den Harburger Binnenhafen raste, riss er an der Blohmstraße zwei Kräne um. Die beiden Kranführer überlebten das Unglück nicht.
Polizei Hamburg: Arbeitswelt insgesamt sicherer geworden
Allerdings ist die Arbeitswelt offenbar insgesamt sicherer geworden. Deutlich mehr tödliche Arbeitsunfälle gab es in Hamburg vor der Jahrtausendwende. Für das Jahr 1993 weist die Statistik allein für Hamburg 40 Tote, die in der gesetzlichen Unfallversicherung waren, durch Arbeitsunfälle aus.
Dass heute weniger passiert, wird mit verbesserten Vorschriften und Sicherheitstechniken, aber auch mit der Zunahme von Bürojobs begründet.
Für die Kontrolle, ob Arbeitsvorschriften in Hamburg eingehalten werden, ist das Amt für Arbeitsschutz mit seinen rund 100 Mitarbeiten zuständig. Ihnen obliegt die Überwachung und Kontrolle von fast 52.000 Betrieben, darunter 251 Firmen mit mehr als 500 Beschäftigten.
Kommt es zu einem tödlichen Arbeitsunfall, sind Mitarbeiter des Amtes für Arbeitsschutz immer mit vor Ort. Sie prüfen, ob die Sicherheitsbestimmungen am Unglücksort eingehalten worden waren.